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14 Und es kamen etliche von den Ältesten Israels zu mir und setzten sich vor mir.

Da geschah des HERRN Wort zu mir und sprach:

Menschenkind, diese Leute hangen mit ihrem Herzen an ihren Götzen und halten an dem Anstoß zu ihrer Missetat; sollte ich denn ihnen antworten, wenn sie mich fragen?

Darum rede mit ihnen und sage zu ihnen: So spricht der HERR HERR: Welcher Mensch vom Hause Israel mit dem Herzen an seinen Götzen hängt und hält an dem Anstoß zu seiner Missetat und kommt zum Propheten, dem will ich, der HERR, antworten, wie er verdient hat mit seiner großen Abgötterei,

auf daß ich das Haus Israel fasse an ihrem Herzen, darum daß sie alle von mir gewichen sind durch ihre Abgötterei.

Darum sollst du zum Hause Israel sagen: So spricht der HERR HERR: Kehret und wendet euch von eurer Abgötterei und wendet euer Angesicht von allen euren Greueln.

Denn welcher Mensch vom Hause Israel oder welcher Fremdling, so in Israel wohnt, von mir weicht und mit seinem Herzen an seinen Götzen hängt und an dem Ärgernis seiner Abgötterei hält und zum Propheten kommt, daß er durch ihn mich frage: dem will ich, der HERR, selbst antworten;

und will mein Angesicht wider ihn setzen, daß er soll wüst und zum Zeichen und Sprichwort werden, und ich will ihn aus meinem Volk ausrotten, daß ihr erfahren sollt, ich sei der HERR.

Wo aber ein Prophet sich betören läßt, etwas zu reden, den habe ich, der HERR, betört, und will meine Hand über ihn ausstrecken und ihn aus meinem Volk Israel ausrotten.

10 Also sollen sie beide ihre Missetat tragen; wie die Missetat des Fragers, also soll auch sein die Missetat des Propheten,

11 auf daß das Haus Israel nicht mehr irregehe von mir und sich nicht mehr verunreinige in aller seiner Übertretung; sondern sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein, spricht der HERR HERR.

12 Und des HERRN Wort geschah zu mir und sprach:

13 Du Menschenkind, wenn ein Land an mir sündigt und dazu mich verschmäht, so will ich meine Hand über dasselbe ausstrecken und den Vorrat des Brotes wegnehmen und will Teuerung hineinschicken, daß ich Menschen und Vieh darin ausrotte.

14 Und wenn dann gleich die drei Männer Noah, Daniel und Hiob darin wären, so würden sie allein ihre eigene Seele erretten durch ihre Gerechtigkeit, spricht der HERR HERR.

15 Und wenn ich böse Tiere in das Land bringen würde, die die Leute aufräumten und es verwüsteten, daß niemand darin wandeln könnte vor den Tieren,

16 und diese drei Männer wären auch darin: so wahr ich lebe, spricht der HERR HERR, sie würden weder Söhne noch Töchter erretten, sondern allein sich selbst, und das Land müßte öde werden.

17 Oder ob ich das Schwert kommen ließe über das Land und spräche: Schwert, fahre durch das Land! und würde also Menschen und Vieh ausrotten,

18 und die drei Männer wären darin: so wahr ich lebe, spricht der HERR HERR, sie würden weder Söhne noch Töchter erretten, sondern sie allein würden errettet sein.

19 Oder so ich Pestilenz in das Land schicken und meinen Grimm über dasselbe ausschütten würde mit Blutvergießen, also daß ich Menschen und Vieh ausrottete,

20 und Noah, Daniel und Hiob wären darin: so wahr ich lebe, spricht der HERR HERR, würden sie weder Söhne noch Töchter, sondern allein ihre eigene Seele durch ihre Gerechtigkeit erretten.

21 Denn so spricht der HERR HERR: So ich meine vier bösen Strafen, als Schwert, Hunger, böse Tiere und Pestilenz, über Jerusalem schicken werde, daß ich darin ausrotte Menschen und Vieh,

22 siehe, so sollen etliche übrige darin davonkommen, die herausgebracht werden, Söhne und Töchter, und zu euch herkommen, daß ihr sehen werdet ihr Wesen und Tun und euch trösten über dem Unglück, das ich über Jerusalem habe kommen lassen samt allem andern, was ich über sie habe kommen lassen.

23 Sie werden euer Trost sein, wenn ihr sehen werdet ihr Wesen und Tun; und ihr werdet erfahren, daß ich nicht ohne Ursache getan habe, was ich darin getan habe, spricht der HERR HERR.

15 Und des HERRN Wort geschah zu mir und sprach:

Du Menschenkind, was ist das Holz vom Weinstock vor anderm Holz oder eine Rebe vor anderm Holz im Walde?

Nimmt man es auch und macht etwas daraus? Macht man auch nur einen Nagel daraus, daran man etwas hängen kann?

Siehe, man wirft sie ins Feuer, daß es verzehrt wird, daß das Feuer seine beiden Enden verzehrt und sein Mittles versengt; wozu sollte es nun taugen?

Siehe, da es noch ganz war, konnte man nichts daraus machen; wie viel weniger kann nun hinfort etwas daraus gemacht werden, so es das Feuer verzehrt und versengt hat!

Darum spricht der HERR HERR: Gleichwie ich das Holz vom Weinstock vor anderm Holz im Walde dem Feuer zu verzehren gebe, also will ich mit den Einwohnern zu Jerusalem auch umgehen

und will mein Angesicht wider sie setzen, daß das Feuer sie fressen soll, ob sie schon aus dem Feuer herausgekommen sind. Und ihr sollt's erfahren, daß ich der HERR bin, wenn ich mein Angesicht wider sie setze

und das Land wüst mache, darum daß sie mich verschmähen, spricht der HERR HERR.

16 Und des HERRN Wort geschah zu mir und sprach:

Du Menschenkind offenbare der Stadt Jerusalem ihre Greuel und sprich:

So spricht der HERR HERR zu Jerusalem: Dein Geschlecht und deine Geburt ist aus der Kanaaniter Lande, dein Vater aus den Amoritern und deine Mutter aus den Hethitern.

Deine Geburt ist also gewesen: Dein Nabel, da du geboren wurdest, ist nicht verschnitten; so hat man dich auch nicht in Wasser gebadet, daß du sauber würdest, noch mit Salz abgerieben noch in Windeln gewickelt.

Denn niemand jammerte dein, daß er sich über dich hätte erbarmt und der Stücke eins dir erzeigt, sondern du wurdest aufs Feld geworfen. Also verachtet war deine Seele, da du geboren warst.

Ich aber ging vor dir vorüber und sah dich in deinem Blut liegen und sprach zu dir, da du so in deinem Blut lagst: Du sollst leben!

Und habe dich erzogen und lassen groß werden wie ein Gewächs auf dem Felde; und warst nun gewachsen und groß und schön geworden. Deine Brüste waren gewachsen und hattest schon lange Haare; aber du warst noch nackt und bloß.

Und ich ging vor dir vorüber und sah dich an; und siehe, es war die Zeit, um dich zu werben. Da breitete ich meinen Mantel über dich und bedeckte deine Blöße. Und ich gelobte dir's und begab mich mit dir in einen Bund, spricht der HERR HERR, daß du solltest mein sein.

Und ich badete dich im Wasser und wusch dich von all deinem Blut und salbte dich mit Balsam

10 und kleidete dich mit gestickten Kleidern und zog dir Schuhe von feinem Leder an; ich gab dir köstliche leinene Kleider und seidene Schleier

11 und zierte dich mit Kleinoden und legte dir Geschmeide an deine Arme und Kettlein an deinen Hals

12 und gab dir ein Haarband an deine Stirn und Ohrenringe an deine Ohren und eine schöne Krone auf dein Haupt.

13 So warst du geziert mit eitel Gold und Silber und gekleidet mit eitel Leinwand, Seide und Gesticktem. Du aßest auch eitel Semmel, Honig und Öl und warst überaus schön und bekamst das Königreich.

14 Und dein Ruhm erscholl unter die Heiden deiner Schöne halben, welche ganz vollkommen war durch den Schmuck, so ich an dich gehängt hatte, spricht der HERR HERR.

15 Aber du verließest dich auf deine Schöne; und weil du so gerühmt warst, triebst du Hurerei, also daß du dich einem jeglichen, wer vorüberging, gemein machtest und tatest seinen Willen.

16 Und nahmst von deinen Kleidern und machtest dir bunte Altäre daraus und triebst deine Hurerei darauf, wie nie geschehen ist noch geschehen wird.

17 Du nahmst auch dein schönes Gerät, das ich dir von meinem Gold und Silber gegeben hatte, und machtest dir Mannsbilder daraus und triebst deine Hurerei mit ihnen.

18 Und nahmst deine bestickten Kleider und bedecktest sie damit und mein Öl und Räuchwerk legtest du ihnen vor.

19 Meine Speise, die ich dir zu essen gab, Semmel, Öl, Honig, legtest du ihnen vor zum süßen Geruch. Ja es kam dahin, spricht der HERR HERR,

20 daß du nahmst deine Söhne und Töchter, die du mir geboren hattest, und opfertest sie denselben zu fressen. Meinst du denn, daß es eine Geringes sei um deine Hurerei,

21 daß du meine Kinder schlachtest und läßt sie denselben verbrennen?

22 Und in allen deinen Greueln und Hurerei hast du nie gedacht an die Zeit deiner Jugend, wie bloß und nackt du warst und in deinem Blut lagst.

23 Über alle diese deine Bosheit (ach weh dir, weh dir! spricht der HERR HERR)

24 bautest du dir Götzenkapellen und machtest dir Altäre auf allen Gassen;

25 und vornan auf allen Straßen bautest du deine Altäre und machtest deine Schöne zu eitel Greuel; du spreiztest deine Beine gegen alle, so vorübergingen, und triebst große Hurerei.

26 Erstlich triebst du Hurerei mit den Kindern Ägyptens, deinen Nachbarn, die großes Fleisch hatten, und triebst große Hurerei, mich zu reizen.

27 Ich aber streckte meine Hand aus wider dich und brach dir an deiner Nahrung ab und übergab dich in den Willen deiner Feinde, der Töchter der Philister, welche sich schämten vor deinem verruchten Wesen.

28 Darnach triebst du Hurerei mit den Kindern Assur und konntest des nicht satt werden; ja, da du mit ihnen Hurerei getrieben hattest und des nicht satt werden konntest,

29 machtest du der Hurerei noch mehr bis ins Krämerland Chaldäa; doch konntest du damit auch nicht satt werden.

30 Wie soll ich dir doch dein Herz beschneiden, spricht der HERR HERR, weil du solche Werke tust einer großen Erzhure,

31 damit daß du deine Götzenkapellen bautest vornan auf allen Straßen und deine Altäre machtest auf allen Gassen? Dazu warst du nicht wie eine andere Hure, die man muß mit Geld kaufen.

32 Du Ehebrecherin, die anstatt ihres Mannes andere zuläßt!

33 Denn allen andern Huren gibt man Geld; du aber gibst allen deinen Buhlern Geld zu und schenkst ihnen, daß sie zu dir kommen allenthalben und mit dir Hurerei treiben.

34 Und findet sich an dir das Widerspiel vor andern Weibern mit deiner Hurerei, weil man dir nicht nachläuft, sondern du Geld zugibst, und man dir nicht Geld zugibt; also treibst du das Widerspiel.

35 Darum, du Hure, höre des HERRN Wort!

36 So spricht der HERR HERR: Weil du denn so milde Geld zugibst und deine Blöße durch deine Hurerei gegen deine Buhlen aufdeckst und gegen alle Götzen deiner Greuel und vergießt das Blut deiner Kinder, welche du ihnen opferst:

37 darum, siehe, will ich sammeln alle deine Buhlen, welchen du wohl gefielst, samt allen, die du für deine Freunde hältst, zu deinen Feinden und will sie beide wider dich sammeln allenthalben und will ihnen deine Blöße aufdecken, daß sie deine Blöße ganz sehen sollen.

38 Und will das Recht der Ehebrecherinnen und Blutvergießerinnen über dich gehen und dein Blut vergießen lassen mit Grimm und Eifer.

39 Und will dich in ihre Hände geben, daß sie deine Kapellen abbrechen und deine Altäre umreißen und dir deine Kleider ausziehen und dein schönes Gerät dir nehmen und dich nackt und bloß sitzen lassen.

40 Und sie sollen Haufen Leute über dich bringen, die dich steinigen und mit ihren Schwertern zerhauen

41 und deine Häuser mit Feuer verbrennen und dir dein Recht tun vor den Augen vieler Weiber. Also will ich deiner Hurerei ein Ende machen, daß du nicht mehr sollst Geld noch zugeben,

42 und will meinen Mut an dir kühlen und meinen Eifer an dir sättigen, daß ich ruhe und nicht mehr zürnen müsse.

43 Darum daß du nicht gedacht hast an die Zeit deiner Jugend, sondern mich mit diesem allem gereizt, darum will ich auch dir all dein Tun auf den Kopf legen, spricht der HERR HERR, wiewohl ich damit nicht getan habe nach dem Laster in deinen Greueln.

Warum Gott nicht mehr antwortet

14 Einige der führenden Männer Israels kamen zu mir, weil sie Gott durch mich befragen wollten. Sie setzten sich vor mich hin und warteten. Da empfing ich eine Botschaft vom Herrn. Er sagte: »Du Mensch, diese Männer haben ihr Herz an die Götzen gehängt. Sie haben nur noch ihre scheußlichen Götter im Sinn, die sie zur Sünde verführen – und nun soll ich ihnen antworten und helfen? Richte ihnen aus: So spricht Gott, der Herr: Wenn jemand vom Volk Israel Götzen anbetet, sich gegen mich auflehnt und dann auch noch zum Propheten kommt, um mich zu befragen, werde ich, der Herr, ihm tatsächlich eine Antwort geben – und zwar die Antwort, die er bei der Menge seiner Götzen verdient hat! Ja, ich werde die Israeliten hart anfassen, weil sie sich von mir abgewandt haben und ihre Götzen verehren.

Darum verkünde dem ganzen Volk, was ich, Gott, der Herr, ihnen sage: Kehrt um, wendet euch ab von euren Göttern und sagt euch los von eurem abscheulichen Götzendienst! Ich sage es noch einmal:

Wenn jemand vom Volk Israel und von den Fremden, die bei euch leben, sich von mir abwendet, seine Götzen anbetet und von mir nichts mehr wissen will, dann braucht er erst gar nicht zum Propheten zu gehen. Denn wenn er mich durch den Propheten um Rat fragen will, werde ich selbst, der Herr, ihm die passende Antwort geben. Ja, ein solcher Mensch bekommt es mit mir zu tun! Was ich ihm antue, soll allen zur Warnung dienen; sein Unglück wird sprichwörtlich sein. Ich verstoße ihn aus meinem Volk und vernichte ihn. Daran sollt ihr erkennen, dass ich der Herr bin.

Lässt ein Prophet sich dazu hinreißen, dem Götzendiener eigenmächtig ein Wort von mir zu verkünden, dann geschieht es, weil ich, der Herr, ihn dazu verleitet habe! Drohend erhebe ich auch gegen ihn meine Hand, ja, ich verstoße ihn aus meinem Volk und vernichte ihn. 10 Also müssen beide – der Götzendiener, der fragt, und der Prophet, der eigenmächtig antwortet – die gleiche Strafe tragen, denn ihre Schuld ist gleich groß. 11 So warne ich das Volk Israel, damit sie mir nicht mehr den Rücken kehren und sich nicht länger durch ihre Sünden verunreinigen. Sie werden mein Volk sein, und ich werde ihr Gott sein. Das verspreche ich, Gott, der Herr

Gottes Strafe ist gerecht!

12 Wieder empfing ich eine Botschaft vom Herrn. Er sprach zu mir: 13 »Du Mensch, stell dir vor, ein Land bricht mir die Treue und sündigt gegen mich, und ich lasse zur Strafe die Lebensmittelvorräte zu Ende gehen und schicke eine Hungersnot ins Land, durch die Menschen und Tiere umkommen. 14 Selbst wenn in diesem Land die drei Männer Noah, Daniel und Hiob lebten, könnten sie trotz all ihrer Rechtschaffenheit doch nur ihr eigenes Leben retten! Das sage ich, Gott, der Herr.

15 Oder stell dir vor, ich lasse Raubtiere ein Land durchstreifen und die Bewohner töten, und das Land wird zur trostlosen Wüste, weil aus Angst kein Mensch mehr hindurchreist. 16 Selbst wenn diese drei Männer darin lebten, könnten sie noch nicht einmal ihre Söhne und Töchter retten, sondern nur sich selbst. Das Land aber würde zur Einöde werden. Das schwöre ich, der Herr, so wahr ich lebe!

17 Oder stell dir vor, ich lasse Krieg in einem Land ausbrechen und Mensch und Tier durch das Schwert umkommen. 18 Selbst wenn diese drei Männer darin lebten, könnten sie noch nicht einmal ihre Söhne und Töchter retten, sondern nur sich selbst. Das schwöre ich, der Herr, so wahr ich lebe!

19 Oder stell dir vor, ich schicke die Pest in ein Land und rotte in meinem Zorn Mensch und Tier erbarmungslos aus. 20 Selbst wenn Noah, Daniel und Hiob darin lebten, könnten sie noch nicht einmal ihre Söhne und Töchter retten, sondern nur sich selbst, weil sie sich treu an mein Recht hielten. Das schwöre ich, der Herr, so wahr ich lebe!

21 Und nun sage ich, Gott, der Herr: Wie wird es erst sein, wenn ich meine vier schrecklichsten Strafen – Krieg, Hunger, Raubtiere und Pest – auf einen Schlag über Jerusalem hereinbrechen lasse und Mensch und Tier darin ausrotte! 22 Und doch sorge ich dafür, dass einige Menschen in der Stadt am Leben bleiben. Zusammen mit ihren Söhnen und Töchtern werden sie zu euch in die Verbannung verschleppt. Wenn ihr dann ihr abscheuliches Tun und Treiben mit anschauen müsst, werdet ihr einsehen, dass mein Gericht über Jerusalem eine gerechte Strafe war. 23 Es wird euch trösten, wenn ihr seht, dass ich Jerusalem nicht ohne Grund zerstört habe. Darauf gebe ich, Gott, der Herr, mein Wort.«

Jerusalem, das unnütze Holz eines Weinstocks

15 Wieder hatte der Herr eine Botschaft für mich. Er fragte mich: »Du Mensch, ist das Holz eines Weinstocks etwa besser als das der anderen Bäume, die im Wald wachsen? Wozu ist es denn zu gebrauchen? Kann man irgendetwas daraus herstellen? Oder kann man es wenigstens als Pflock in eine Wand schlagen, um allerlei Werkzeuge daran aufzuhängen? Nein! Das Holz einer Weinranke taugt einzig und allein als Brennholz! Wenn die Flammen die beiden Enden der Ranke verzehrt haben und sie auch in der Mitte schon versengt ist, ist sie dann noch zu etwas nütze? Natürlich nicht. Schon als sie noch nicht verbrannt war, konnte man nichts mit ihrem Holz anfangen – wie viel weniger, wenn das Feuer sie nun verkohlt hat!

Darum sage ich, Gott, der Herr: Das Holz eines Weinstocks ist kein bisschen wertvoller als das der anderen Bäume im Wald! Ich werfe es ins Feuer – und genau dasselbe werde ich mit den Einwohnern von Jerusalem tun! Bisher sind sie dem Feuer noch knapp entronnen, jetzt aber werden sie von ihm verzehrt. Ja, ich selbst wende mich nun gegen sie! Mein Strafgericht wird sie treffen, und daran sollt ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Das ganze Land mache ich zu einer menschenleeren Wüste, weil seine Bewohner mir die Treue gebrochen haben. Darauf könnt ihr euch verlassen!«

Jerusalem, die untreue Frau

16 Da empfing ich noch eine Botschaft vom Herrn. Er sprach zu mir: »Du Mensch, halte den Einwohnern von Jerusalem vor Augen, was für abscheuliche Dinge sie treiben! Verkünde ihnen: So spricht Gott, der Herr: Jerusalem, du bist in Kanaan zur Welt gekommen; dein Vater war ein Amoriter, deine Mutter eine Hetiterin. Nach deiner Geburt wurde nicht einmal deine Nabelschnur abgeschnitten. Niemand hat dich gewaschen und mit Salz abgerieben, niemand hat dich in Windeln gewickelt. Kein Mensch hatte Mitleid mit dir und erbarmte sich über dich. Noch am Tag deiner Geburt warf man dich aufs freie Feld, weil niemand dich haben wollte.

Da kam ich an dir vorüber und sah dich hilflos und blutverschmiert am Boden liegen. Ich sagte zu dir: ›Du sollst am Leben bleiben, ja, du sollst leben und heranwachsen wie eine Blume auf dem Feld!‹ Du blühtest auf und wurdest zu einer schönen Frau voller Anmut. Deine Brüste rundeten sich, dein Haar wurde voll und schön. Aber immer noch warst du völlig nackt.

Wieder kam ich an dir vorüber, und ich sah, dass du alt genug warst, einen Mann zu lieben. Da breitete ich meinen Mantel über dich aus und bedeckte deinen nackten Körper als Zeichen dafür, dass du mir gehören solltest. Ich, Gott, der Herr, schwor dir die Treue und schloss mit dir einen Bund fürs Leben. So wurdest du meine Frau.

Ich badete dich, wusch dir das Blut ab und salbte dich mit duftenden Ölen. 10 Ich zog dir ein buntes, kostbares Kleid und Sandalen aus bestem Leder an. Du bekamst von mir ein Stirnband aus feinem Leinen und einen seidenen Umhang. 11 Ich gab dir wertvollen Schmuck, legte dir Spangen an die Arme und eine Kette um den Hals. 12 Deine Nase schmückte ich mit einem Ring, ich gab dir Ohrringe und setzte dir eine prachtvolle Krone auf. 13 Du warst geschmückt mit Silber und Gold, du kleidetest dich in feines Leinen, Seide und bunt gewebte Stoffe. Die erlesensten Speisen bekamst du: Brot, gebacken aus bestem Mehl, Honig und Öl. So wurdest du wunderschön und würdig, eine Königin zu sein. 14 Bei allen Völkern erzählte man sich von deiner Schönheit; sie war makellos und vollkommen durch den Schmuck, den ich, Gott, der Herr, dir geschenkt hatte.

15 Aber du – du hast dir viel auf deine Schönheit eingebildet. Dass sie überall gerühmt wurde, nutztest du reichlich aus: Jedem, der dir über den Weg lief, hast du dich angeboten und dich ihm an den Hals geworfen. 16 Aus deinen bunten Kleidern machtest du dir ein Lager bei den Opferstätten für die Götzen. Dort schliefst du mit jedem, den du bekommen konntest. Deine Schamlosigkeit übertraf alles, was es vor und nach dir je gegeben hat! 17 Du nahmst den Schmuck aus Silber und Gold, den ich dir geschenkt hatte, und machtest dir männliche Götterfiguren daraus. Mit ihnen hast du mich betrogen. 18 Deine bunt gewebten Kleider zogst du ihnen an und brachtest ihnen als Opfer den Weihrauch und das Öl dar, die du von mir bekommen hattest. 19 Das Brot aus bestem Mehl, Honig und Öl, das ich dir gegeben hatte, hast du ihnen als ein wohlriechendes Opfer gereicht, um sie für dich zu gewinnen. Das alles hast du getan; dies bezeuge ich, Gott, der Herr.

20 Die Söhne und Töchter, die du mir geboren hattest, warfst du den Götzen zum Fraß vor. War die Hurerei, die du getrieben hattest, dir noch zu wenig? 21 Musstest du auch noch meine Kinder schlachten und als Opfer für andere Götter verbrennen? 22 Während du all diese abscheulichen Dinge tatest und die Ehe mit mir brachst, hast du keinen Gedanken an deine Kindheitstage verschwendet, in denen du nackt und hilflos strampelnd in deinem Blut lagst.

23 Darum sage ich, Gott, der Herr: Wehe dir, Jerusalem! Es wird dir schlecht ergehen! Denn dein schlimmes Treiben war dir noch nicht genug: 24-25 An jedem öffentlichen Platz hast du dir ein Bett für deine Hurerei errichtet, ja, an jeder Straßenecke bautest du deine Opferstätten. Du hast deine Schönheit missbraucht und deine Beine gespreizt für jeden, der vorüberkam. Unaufhörlich triebst du deine schamlose Hurerei. 26 Du ließest dich mit den Ägyptern ein, deinen Nachbarn mit dem großen Glied. Du schliefst mit ihnen, um mich zu kränken. 27 Darum erhob ich drohend meine Hand und nahm dir einen Teil von dem weg, was ich dir geschenkt hatte. Ich lieferte dich den gierigen Philisterinnen aus, die dich hassen; doch sogar sie verabscheuten deine schamlose Hurerei.

28 Als Nächstes warfst du dich den Assyrern an den Hals, weil du immer noch nicht genug hattest. Du schliefst mit ihnen, aber dein Verlangen war auch dann noch nicht gestillt. 29 Du triebst es auch mit den Babyloniern, dem Händlervolk, doch selbst danach hattest du noch nicht genug. 30 Ich, Gott, der Herr, sage dir: Wie sehr warst du von brennender Begierde beherrscht, du hast es schlimmer getrieben als die schlimmste Hure! 31 An jeder Straßenecke hast du einen Altar für deine Liebesdienste errichtet und an jedem öffentlichen Platz ein Bett für deine Hurerei aufgestellt. Dabei benahmst du dich nicht einmal wie eine gewöhnliche Hure, denn du lehntest jede Bezahlung ab. 32 Du Ehebrecherin! Andere Männer hast du deinem Ehemann vorgezogen! 33 Jeder Hure gibt man Geld, du aber hast deinen Liebhabern sogar noch Geschenke gegeben und sie bestochen, damit sie von überall her kommen und mit dir schlafen! 34 So machtest du genau das Gegenteil von dem, was andere Huren tun – du warfst dich jedem an den Hals, während dir keiner nachlief. Niemand gab dir Geld, im Gegenteil: Du bezahltest, damit man mit dir schlief. So weit ist es mit dir gekommen!

35 Darum, du Hure, höre, was ich, der Herr, dir sage: 36 Du hast deinen Körper schamlos entblößt, um mit allen deinen Liebhabern zu schlafen; du hast deinen abscheulichen Götzen gedient und für sie deine Kinder geschlachtet. 37 Und nun pass auf! Ich werde deine Liebhaber zusammenrufen – alle, die du geliebt, und alle, die du verachtet hast. Von überall her lasse ich sie zum Gericht über dich kommen. Dann ziehe ich dir vor ihren Augen die Kleider aus und stelle dich in aller Öffentlichkeit bloß. 38 Ich werde dich verurteilen, so wie es sich für eine Mörderin und Ehebrecherin gehört. Weil du mich herausgefordert und meinen Zorn geweckt hast, spreche ich dir das Todesurteil.

39 Ich gebe dich in die Gewalt deiner Liebhaber; sie werden deine Hurenaltäre und deine Opferstätten zerstören. Sie reißen dir die Kleider vom Leib, nehmen deinen prächtigen Schmuck weg und lassen dich völlig nackt am Boden liegen. 40 Sie rufen die Volksmenge zusammen, damit sie dich steinigen und mit ihren Schwertern zerstückeln. 41 Deine Häuser brennen sie nieder und vollstrecken das Urteil an dir vor den Augen vieler Frauen. So bereite ich deiner Hurerei ein Ende – dann kannst du dir keinen Liebhaber mehr kaufen!

42 Wenn ich schließlich meinen leidenschaftlichen Zorn an dir gestillt habe, dann kann ich wieder zur Ruhe kommen. 43 Keinen Gedanken hast du mehr daran verschwendet, was ich seit deiner Kindheit alles für dich getan habe. Darum lass es dir gesagt sein: Du hast mich, Gott, den Herrn, zornig gemacht, und jetzt bekommst du die Folgen deiner abscheulichen Taten zu spüren. Du hast schon so viel Schuld auf dich geladen, warum musstest du es auch noch auf die Spitze treiben?