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20 Und es begab sich an der Tage einem, da er das Volk lehrte im Tempel und predigte das Evangelium, da traten zu ihm die Hohenpriester und Schriftgelehrten mit den Ältesten

und sagten zu ihm und sprachen: Sage uns, aus was für Macht tust du das? oder wer hat dir die Macht gegeben?

Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen; saget mir's:

Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel oder von Menschen?

Sie aber gedachten bei sich selbst und sprachen: Sagen wir: Vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?

Sagen wir aber: Von Menschen, so wird uns das Volk steinigen; denn sie stehen darauf, daß Johannes ein Prophet sei.

Und sie antworteten, sie wüßten's nicht, wo sie her wäre.

Und Jesus sprach zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus was für Macht ich das tue.

Er fing aber an, zu sagen dem Volk dies Gleichnis: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und tat ihn den Weingärtnern aus und zog über Land eine gute Zeit.

10 Und zu seiner Zeit sandte er einen Knecht zu den Weingärtnern, daß sie ihm gäben von der Frucht des Weinberges. Aber die Weingärtner stäupten ihn und ließen ihn leer von sich.

11 Und über das sandte er noch einen anderen Knecht; sie aber stäupten den auch und höhnten ihn und ließen ihn leer von sich.

12 Und über das sandte er den dritten; sie aber verwundeten den auch und stießen ihn hinaus.

13 Da sprach der Herr des Weinberges: Was soll ich tun? Ich will meinen lieben Sohn senden; vielleicht, wenn sie den sehen, werden sie sich scheuen.

14 Da aber die Weingärtner den Sohn sahen, dachten sie bei sich selbst und sprachen: Das ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, daß das Erbe unser sei!

15 Und sie stießen ihn hinaus vor den Weinberg und töteten ihn. Was wird nun der Herr des Weinberges ihnen tun?

16 Er wird kommen und diese Weingärtner umbringen und seinen Weinberg andern austun. Da sie das hörten, sprachen sie: Das sei ferne!

17 Er aber sah sie an und sprach: Was ist denn das, was geschrieben steht: "Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden"?

18 Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.

19 Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten darnach, wie sie die Hände an ihn legten zu derselben Stunde; und fürchteten sich vor dem Volk, denn sie verstanden, daß er auf sie dies Gleichnis gesagt hatte.

20 Und sie stellten ihm nach und sandten Laurer aus, die sich stellen sollten, als wären sie fromm, auf daß sie ihn in der Rede fingen, damit sie ihn überantworten könnten der Obrigkeit und Gewalt des Landpflegers.

21 Und sie fragten ihn und sprachen: Meister, wir wissen, daß du aufrichtig redest und lehrest und achtest keines Menschen Ansehen, sondern du lehrest den Weg Gottes recht.

22 Ist's recht, daß wir dem Kaiser den Schoß geben, oder nicht?

23 Er aber merkte ihre List und sprach zu ihnen: Was versuchet ihr mich?

24 Zeiget mir den Groschen! Wes Bild und Überschrift hat er? Sie antworteten und sprachen: Des Kaisers.

25 Er aber sprach: So gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!

26 Und sie konnten sein Wort nicht tadeln vor dem Volk und verwunderten sich seiner Antwort und schwiegen still.

27 Da traten zu ihm etliche der Sadduzäer, welche da halten, es sei kein Auferstehen, und fragten ihn

28 und sprachen: Meister, Mose hat uns geschrieben: So jemandes Bruder stirbt, der ein Weib hat, und stirbt kinderlos, so soll sein Bruder das Weib nehmen und seinem Bruder einen Samen erwecken.

29 Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm ein Weib und starb kinderlos.

30 Und der andere nahm das Weib und starb auch kinderlos.

31 Und der dritte nahm sie. Desgleichen alle sieben und hinterließen keine Kinder und starben.

32 Zuletzt nach allen starb auch das Weib.

33 Nun in der Auferstehung, wes Weib wird sie sein unter denen? Denn alle sieben haben sie zum Weibe gehabt.

34 Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Die Kinder dieser Welt freien und lassen sich freien;

35 welche aber würdig sein werden, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, die werden weder freien noch sich freien lassen.

36 Denn sie können hinfort nicht sterben; denn sie sind den Engeln gleich und Gottes Kinder, dieweil sie Kinder sind der Auferstehung.

37 Daß aber die Toten auferstehen, hat auch Mose gedeutet bei dem Busch, da er den HERRN heißt Gott Abrahams und Gott Isaaks und Gott Jakobs.

38 Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott; denn sie leben ihm alle.

39 Da antworteten etliche der Schriftgelehrten und sprachen: Meister, du hast recht gesagt.

40 Und sie wagten ihn fürder nichts mehr zu fragen.

41 Er sprach aber zu ihnen: Wie sagen sie, Christus sei Davids Sohn?

42 Und er selbst, David, spricht im Psalmbuch: "Der HERR hat gesagt zu meinem HERRN: Setze dich zu meiner Rechten,

43 bis daß ich lege deine Feinde zum Schemel deiner Füße."

44 David nennt ihn einen HERRN; wie ist er denn sein Sohn?

45 Da aber alles Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern:

46 Hütet euch vor den Schriftgelehrten, die da wollen einhertreten in langen Kleidern und lassen sich gerne grüßen auf dem Markte und sitzen gern obenan in den Schulen und über Tisch;

47 sie fressen der Witwen Häuser und wenden lange Gebete vor. Die werden desto schwerere Verdammnis empfangen.

21 Er sah aber auf und schaute die Reichen, wie sie ihre Opfer einlegten in den Gotteskasten.

Er sah aber auch eine arme Witwe, die legte zwei Scherflein ein.

Und er sprach: Wahrlich ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr denn sie alle eingelegt.

Denn diese alle haben aus ihrem Überfluß eingelegt zu dem Opfer Gottes; sie aber hat von ihrer Armut alle ihre Nahrung, die sie hatte, eingelegt.

Und da etliche sagten von dem Tempel, daß er geschmückt wäre mit feinen Steinen und Kleinoden, sprach er:

Es wird die Zeit kommen, in welcher von dem allem, was ihr sehet, nicht ein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht zerbrochen werde.

Sie fragten ihn aber und sprachen: Meister, wann soll das werden? und welches ist das Zeichen, wann das geschehen wird?

Er aber sprach: Sehet zu, lasset euch nicht verführen. Denn viele werden kommen in meinem Namen und sagen, ich sei es, und: "Die Zeit ist herbeigekommen." Folget ihnen nicht nach!

Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Empörungen, so entsetzet euch nicht. Denn solches muß zuvor geschehen; aber das Ende ist noch nicht so bald da.

10 Da sprach er zu ihnen: Ein Volk wird sich erheben wider das andere und ein Reich wider das andere,

11 und es werden geschehen große Erdbeben hin und wieder, teure Zeit und Pestilenz; auch werden Schrecknisse und große Zeichen am Himmel geschehen.

12 Aber vor diesem allem werden sie die Hände an euch legen und euch verfolgen und werden euch überantworten in ihre Schulen und Gefängnisse und vor Könige und Fürsten ziehen um meines Namens willen.

13 Das wird euch aber widerfahren zu einem Zeugnis.

14 So nehmet nun zu Herzen, daß ihr nicht sorget, wie ihr euch verantworten sollt.

15 Denn ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher nicht sollen widersprechen können noch widerstehen alle eure Widersacher.

16 Ihr werdet aber überantwortet werden von den Eltern, Brüdern, Gefreunden und Freunden; und sie werden euer etliche töten.

17 Und ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens willen.

18 Und ein Haar von eurem Haupte soll nicht umkommen.

19 Fasset eure Seelen mit Geduld.

20 Wenn ihr aber sehen werdet Jerusalem belagert mit einem Heer, so merket daß herbeigekommen ist seine Verwüstung.

21 Alsdann, wer in Judäa ist, der fliehe auf das Gebirge, und wer drinnen ist, der weiche heraus, und wer auf dem Lande ist, der komme nicht hinein.

22 Denn das sind die Tage der Rache, daß erfüllet werde alles, was geschrieben ist.

23 Weh aber den Schwangern und Säugerinnen in jenen Tagen! Denn es wird große Not auf Erden sein und ein Zorn über dies Volk,

24 und sie werden fallen durch des Schwertes Schärfe und gefangen geführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllt wird.

25 Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen; und auf Erden wird den Leuten bange sein, und sie werden zagen, und das Meer und die Wassermengen werden brausen,

26 und Menschen werden verschmachten vor Furcht und vor Warten der Dinge, die kommen sollen auf Erden; denn auch der Himmel Kräfte werden sich bewegen.

27 Und alsdann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in der Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.

28 Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, so sehet auf und erhebet eure Häupter, darum daß sich eure Erlösung naht.

29 Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Sehet an den Feigenbaum und alle Bäume:

30 wenn sie jetzt ausschlagen, so sehet ihr's an ihnen und merket, daß jetzt der Sommer nahe ist.

31 Also auch ihr: wenn ihr dies alles sehet angehen, so wisset, daß das Reich Gottes nahe ist.

32 Wahrlich ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß es alles geschehe.

33 Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte vergehen nicht.

34 Hütet euch aber, daß eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit Sorgen der Nahrung und komme dieser Tag schnell über euch;

35 denn wie ein Fallstrick wird er kommen über alle, die auf Erden wohnen.

36 So seid nun wach allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget, zu entfliehen diesem allem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.

37 Und er lehrte des Tages im Tempel; des Nachts aber ging er hinaus und blieb über Nacht am Ölberge.

38 Und alles Volk machte sich früh auf zu ihm, im Tempel ihn zu hören.

Die Frage nach der Vollmacht von Jesus (Matthäus 21,23‒27; Markus 11,27‒33)

20 An einem dieser Tage lehrte Jesus die Menschen wieder im Tempel und verkündete ihnen die rettende Botschaft. Da traten die obersten Priester, die Schriftgelehrten und die führenden Männer des Volkes an ihn heran und stellten ihn zur Rede: »Sag uns: Woher nimmst du dir das Recht, so aufzutreten? Wer hat dir die Vollmacht dazu gegeben?«

Jesus erwiderte: »Ich will euch eine Gegenfrage stellen. Sagt mir: War Johannes der Täufer von Gott beauftragt zu taufen oder nicht?«

Sie überlegten: »Wenn wir antworten: ›Gott hat ihn gesandt‹, dann wird er fragen: ›Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?‹ Wenn wir aber bestreiten, dass Gott ihn gesandt hat, dann steinigt uns das Volk; denn alle sind davon überzeugt, dass Johannes ein Prophet war.«

So antworteten sie schließlich: »Wir wissen es nicht!« Darauf entgegnete Jesus: »Dann sage ich euch auch nicht, wer mir die Vollmacht gegeben hat, all diese Dinge zu tun.«

Vom Weinbergbesitzer und den Pächtern (Matthäus 21,33‒46; Markus 12,1‒12)

Nun erzählte Jesus seinen Zuhörern ein Gleichnis: »Ein Mann legte einen Weinberg an. Er verpachtete ihn an einige Weinbauern und reiste für längere Zeit ins Ausland. 10 Zur Zeit der Weinlese beauftragte er einen Knecht, sich von den Weinbauern den vereinbarten Anteil an der Ernte aushändigen zu lassen. Aber sie schlugen den Knecht nieder und jagten ihn mit leeren Händen davon.

11 Da schickte der Besitzer einen zweiten Boten. Aber auch ihn schlugen und verhöhnten die Weinbauern und jagten ihn ohne den fälligen Anteil davon. 12 Er sandte einen dritten. Auch den schlugen sie blutig und vertrieben ihn.

13 ›Was soll ich machen?‹, fragte sich der Besitzer des Weinbergs. ›Ich werde meinen geliebten Sohn schicken. Vor ihm werden sie wohl Achtung haben!‹ 14 Als die Weinbauern aber den Sohn kommen sahen, sagten sie zueinander: ›Das ist der Erbe! Den bringen wir um, und dann gehört der Weinberg uns.‹ 15 Sie stießen ihn aus dem Weinberg hinaus und brachten ihn um.

Was, meint ihr, wird der Besitzer mit diesen Weinbauern machen? 16 Er wird selbst kommen, sie töten und den Weinberg an andere verpachten.«

»So etwas darf niemals geschehen!«, riefen die Zuhörer entsetzt. 17 Da sah Jesus sie an und fragte: »Was bedeutet denn folgende Stelle aus der Heiligen Schrift:

›Der Stein, den die Bauleute weggeworfen haben, weil sie ihn für unbrauchbar hielten, ist zum Grundstein des ganzen Hauses geworden‹[a]

18 Und er fügte hinzu: »Wer auf diesen Stein fällt, wird sich zu Tode stürzen, und auf wen der Stein fällt, der wird von ihm zermalmt.«

19 Am liebsten hätten die Schriftgelehrten und die obersten Priester Jesus auf der Stelle festgenommen. Sie hatten verstanden, dass er in diesem Gleichnis von ihnen gesprochen hatte. Aber sie wagten sich nicht an ihn heran, weil sie vor dem Volk Angst hatten.

Die Frage nach der Steuer (Matthäus 22,15‒22; Markus 12,13‒17)

20 Die obersten Priester und die Schriftgelehrten ließen Jesus bespitzeln. Sie schickten einige Männer zu ihm, die vorgeben sollten, ihnen läge die Erfüllung des Gesetzes besonders am Herzen. Sie sollten ihn zu einer verfänglichen Aussage verleiten, damit man ihn an den römischen Statthalter ausliefern konnte.

21 Die Leute kamen also zu Jesus und fragten ihn scheinheilig: »Lehrer, was du sagst und lehrst, ist richtig; das wissen wir. Du fragst nicht danach, welches Ansehen die Leute besitzen, sondern sagst uns frei heraus, wie wir nach Gottes Willen leben sollen. 22 Deshalb sage uns: Ist es eigentlich Gottes Wille, dass wir dem römischen Kaiser Steuern zahlen, oder nicht?«

23 Jesus durchschaute ihre List und sagte: 24 »Zeigt mir ein Geldstück! Wessen Bild und Name sind hier eingeprägt?« Sie antworteten: »Die des Kaisers!« 25 Da sagte Jesus zu ihnen: »Nun, dann gebt dem Kaiser, was ihm zusteht, und gebt Gott, was ihm gehört!«

26 So war es ihnen nicht gelungen, Jesus vor allen Leuten zu einer verfänglichen Aussage zu verleiten. Sie waren von seiner Antwort so überrascht, dass sie schwiegen.

Werden die Toten auferstehen? (Matthäus 22,23‒33.46; Markus 12,18‒27.34)

27 Später kamen einige Sadduzäer zu Jesus. Diese Leute behaupten, es gebe keine Auferstehung der Toten. 28 Sie fragten ihn: »Lehrer, Mose hat uns im Gesetz gesagt: ›Wenn ein verheirateter Mann stirbt und eine Frau hinterlässt, aber keine Kinder, dann muss sein Bruder die Witwe heiraten und dafür sorgen, dass der Verstorbene doch noch einen Nachkommen erhält.‹[b]

29 Nun gab es da sieben Brüder. Der erste heiratete und starb kinderlos. 30 Darauf heiratete sein Bruder die Witwe, aber auch in dieser Ehe wurden keine Kinder geboren. 31 So ging es weiter, bis alle sieben mit ihr verheiratet gewesen waren. Kinder aber hatten sie nicht bekommen. 32 Schließlich starb auch die Frau. 33 Wessen Frau wird sie nun nach der Auferstehung sein? Schließlich waren ja alle sieben Brüder mit ihr verheiratet.«

34 Jesus antwortete: »Ehen zu schließen ist eine Sache dieser gegenwärtigen Welt. 35 Die Menschen aber, die von den Toten auferstehen und in die zukünftige Welt kommen dürfen, werden nicht mehr wie hier auf der Erde heiraten. 36 Denn sie können ja auch nicht mehr sterben und müssen deshalb nicht für Nachkommen sorgen. Als Menschen, die vom Tod auferstanden sind, gleichen sie den Engeln: Sie sind Kinder Gottes. 37 Schon Mose hat uns wissen lassen, dass es eine Auferstehung gibt. Als der Herr ihm am Dornbusch begegnete, nannte Mose ihn den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.[c] 38 Gott ist doch nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. Für ihn sind alle lebendig.« 39 Einige Schriftgelehrte stimmten ihm zu: »Das hast du gut gesagt, Lehrer.« 40 Jetzt wagte niemand mehr, weitere Fragen zu stellen.

Wer ist der Christus? (Matthäus 22,41‒46; Markus 12,35‒37)

41 Dann stellte Jesus ihnen eine Frage: »Wie kann es sein, dass man behauptet, der Christus, der von Gott erwählte Retter, sei ein Nachkomme von König David? 42 David selbst schreibt doch im Buch der Psalmen:

›Gott, der Herr, sprach zu meinem Herrn: Setze dich auf den Ehrenplatz an meiner rechten Seite, 43 bis ich dir alle deine Feinde unterworfen habe und du deinen Fuß auf ihren Nacken setzt!‹[d]

44 Wenn David den Christus also ›Herr‹ nennt, wie kann er dann Davids Nachkomme sein?«

Die Heuchelei der Schriftgelehrten (Matthäus 23,1‒13; Markus 12,38‒40)

45 Vor allen Leuten, die sich um sie versammelt hatten, forderte Jesus seine Jünger auf: 46 »Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie laufen gern in langen Gewändern herum, und es gefällt ihnen, wenn die Leute sie auf der Straße ehrfurchtsvoll grüßen. In der Synagoge sitzen sie am liebsten in der ersten Reihe, und bei den Festen wollen sie die Ehrenplätze bekommen. 47 Gierig reißen sie den Besitz der Witwen an sich, und ihre langen Gebete sollen bei den Leuten Eindruck schinden. Gottes Strafe wird sie besonders hart treffen.«

Jesus spricht über die letzte Zeit (Kapitel 21)

Viel Geld, aber kein Opfer (Markus 12,41‒44)

21 Nachdem Jesus das gesagt hatte, blickte er zum Opferkasten im Tempel hinüber und schaute zu, wie die Reichen ihre Gaben einwarfen. Er bemerkte aber auch eine arme Witwe, die zwei der kleinsten Münzen hineinwarf. »Eins ist sicher«, meinte Jesus, »diese arme Witwe hat mehr gegeben als alle anderen. Die Reichen haben nur etwas von ihrem Überfluss abgegeben, aber diese Frau ist arm und gab alles, was sie hatte – sogar das, was sie dringend zum Leben gebraucht hätte.«

Jesus kündigt die Zerstörung des Tempels an (Matthäus 24,1‒2; Markus 13,1‒2)

Einige sprachen begeistert von der Schönheit des Tempels, seinen wertvollen Steinen und den kostbaren Weihegeschenken, mit denen er ausgestattet war. Aber Jesus erwiderte: »Es kommt die Zeit, in der hier kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Alles, was ihr jetzt seht, wird nur noch ein großer Trümmerhaufen sein.«

Die Zukunft der Welt (Matthäus 24,3‒14; Markus 13,3‒13)

Die Jünger fragten ihn: »Lehrer, wann wird das geschehen? Welches Ereignis wird ankündigen, dass diese Dinge bevorstehen?« Jesus antwortete: »Lasst euch von keinem Menschen täuschen und verführen! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und von sich behaupten: ›Ich bin es – der Retter, auf den ihr wartet!‹ Und sie werden verkünden: ›Jetzt ist die Zeit gekommen!‹ Lauft ihnen nicht nach! Ihr werdet von Kriegen und Unruhen hören. Aber lasst euch dadurch nicht erschrecken! Das alles muss geschehen, aber das Ende kommt noch nicht sofort danach.«

10 Dann sagte er zu ihnen: »Ein Volk wird gegen das andere kämpfen und ein Königreich das andere angreifen. 11 Es wird schwere Erdbeben geben und in vielen Teilen der Welt Hungersnöte und Seuchen. Schreckliche Dinge werden geschehen, und am Himmel werden gewaltige Erscheinungen zu sehen sein.

12 Aber noch bevor sich das alles ereignet, wird man euch verfolgen. Nur weil ihr zu mir gehört, werden sie euch festnehmen, in den Synagogen vor Gericht stellen und euch ins Gefängnis werfen. Ja, vor Königen und Machthabern werdet ihr verhört werden.

13 Aber dadurch habt ihr Gelegenheit, meine Botschaft zu bezeugen. 14 Denkt daran: Ihr sollt nicht schon vorher darüber nachgrübeln, wie ihr euch vor Gericht verteidigen könnt. 15 Denn ich selbst werde euch Weisheit geben und euch zeigen, was ihr sagen sollt. Dem werden eure Gegner nicht widersprechen können.

16 Selbst eure nächsten Angehörigen, eure Eltern, Geschwister, Verwandten und Freunde werden euch verraten und euch verhaften lassen. Einige von euch wird man in den Tod schicken. 17 Alle Welt wird euch hassen, weil ihr euch zu mir bekennt. 18 Aber ohne Gottes Willen wird euch kein Haar gekrümmt werden.[e] 19 Bleibt standhaft, dann gewinnt ihr das ewige Leben.«

Die Zerstörung Jerusalems (Matthäus 24,15‒21; Markus 13,14‒19)

20 »Wenn ihr seht, dass Jerusalem von feindlichen Heeren umzingelt wird, dann wisst ihr: Es dauert nicht mehr lange, bis diese Stadt zerstört wird. 21 Dann sollen alle Bewohner Judäas ins Gebirge fliehen. Wer in Jerusalem wohnt, verlasse die Stadt so schnell wie möglich, und wer auf dem Land ist, suche in ihr keinen Schutz. 22 Denn dies sind die Tage der göttlichen Vergeltung. Jetzt erfüllt sich, was in der Heiligen Schrift vorausgesagt ist. 23 Besonders hart trifft es in jener Zeit schwangere Frauen und Mütter, die gerade ein Kind stillen. Denn überall im Land wird große Not herrschen, wenn Gottes Zorn über dieses Volk losbricht. 24 Die Menschen werden mit dem Schwert getötet oder als Gefangene in die ganze Welt verschleppt werden. Jerusalem aber wird von nichtjüdischen Völkern besetzt und zerstört sein, bis deren Zeit abgelaufen ist.«

Retter und Richter (Matthäus 24,29‒35; Markus 13,24‒31)

25 »Zu dieser Zeit werden an Sonne, Mond und Sternen seltsame Erscheinungen zu sehen sein. Die Völker der Erde fürchten sich und wissen nicht mehr weiter, weil das Meer tobt und Sturmfluten über sie hereinbrechen. 26 Die Menschen sind voll lähmender Angst und Ungewissheit darüber, was mit der Welt noch passieren wird; denn sogar die Kräfte des Weltalls werden durcheinandergeraten.

27 Und dann werden alle sehen, wie der Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit auf den Wolken kommt. 28 Deshalb: Wenn sich dies alles zu erfüllen beginnt, dann seid zuversichtlich – mit festem Blick und erhobenem Haupt! Denn eure Rettung steht kurz bevor.«

29 Jesus verdeutlichte es ihnen noch mit einem Vergleich: »Seht euch den Feigenbaum an oder die anderen Bäume. 30 Wenn ihre Zweige Blätter treiben, wisst ihr, dass es bald Sommer ist. 31 Ebenso ist es, wenn all diese Ereignisse eintreffen. Dann könnt ihr sicher sein, dass Gottes Reich unmittelbar bevorsteht. 32 Ja, ich sage euch: Diese Generation wird nicht untergehen, bevor das alles zu geschehen beginnt. 33 Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber haben für immer Bestand.«

»Bleibt wachsam und betet!«

34 »Passt auf, dass ihr euch weder durch ein ausschweifendes Leben und Trunkenheit noch durch die Sorgen des Alltags vom Ziel ablenken lasst! Sonst wird dieser Tag euch überraschen 35 so wie eine Falle, die plötzlich zuschnappt. Denn er wird für alle Menschen auf dieser Welt völlig unerwartet kommen. 36 Bleibt zu jeder Zeit wachsam und betet, damit ihr all das durchstehen könnt,[f] was auf euch zukommt. Dann könnt ihr ohne Furcht vor den Menschensohn treten.«

37 Täglich ging Jesus in den Tempel, um dort zu lehren. Abends verließ er die Stadt und verbrachte die Nächte am Ölberg. 38 Wenn er am frühen Morgen wieder in den Tempel kam, warteten schon viele Menschen auf ihn, um ihn zu hören.

Footnotes

  1. 20,17 Psalm 118,22
  2. 20,28 Vgl. 5. Mose 25,5‒6. Der erste Sohn, der in einer solchen Ehe geboren wurde, galt dann als Nachkomme des Verstorbenen und trug dessen Namen.
  3. 20,37 Vgl. 2. Mose 3,6.
  4. 20,43 Psalm 110,1
  5. 21,18 Wörtlich: Aber nicht ein Haar von eurem Kopf wird verloren gehen.
  6. 21,36 Oder: damit ihr all dem entfliehen könnt.