Nehemia wird nach Jerusalem entsandt (Kapitel 1–2)

Nehemia betet für Jerusalem

Dies ist der Bericht von Nehemia, dem Sohn von Hachalja:

Im 20. Regierungsjahr des Königs Artaxerxes von Persien, im Monat Kislew, hielt ich mich in der königlichen Residenz Susa auf. Da besuchte mich Hanani, einer meiner Brüder, und mit ihm noch andere Männer aus Juda. Ich fragte sie: »Wie geht es den Juden, die aus der Verbannung heimgekehrt sind, und wie steht es um Jerusalem?« Sie berichteten: »Die Zurückgekehrten leiden bittere Not. Man beschimpft sie. Von der Stadtmauer Jerusalems sind nur noch Trümmer übrig, die Tore liegen in Schutt und Asche.«

Als ich das hörte, setzte ich mich hin und weinte. Ich trauerte tagelang, fastete und betete:

»Ach, Herr, du Gott des Himmels, du großer und ehrfurchtgebietender Gott! Du hältst deinen Bund mit uns und erweist allen deine Güte, die dich lieben und nach deinen Geboten leben. Verschließe deine Augen und Ohren nicht, wenn ich zu dir flehe! Tag und Nacht bete ich zu dir für das Leben der Israeliten. Du bist unser Herr. Ich bekenne dir, dass wir gegen dich gesündigt haben, auch ich und meine Verwandten. Wir alle haben schwere Schuld auf uns geladen. Wir hielten uns nicht an die Gebote und Weisungen, die dein Diener Mose von dir bekommen hat. Aber denke doch daran, was du zu Mose gesagt hast: ›Wenn ihr mich verlasst, werde ich euch unter die fremden Völker zerstreuen; wenn ihr aber wieder zu mir umkehrt und meine Gebote befolgt, dann lasse ich euch in euer Land zurückkehren, auch wenn ich euch bis ans Ende der Erde vertrieben habe. Ich bringe euch an den Ort, den ich erwählt habe, um dort selbst zu wohnen[a].‹ 10 Ach, Herr, sie gehören ja trotz allem zu dir; sie sind dein Volk, das du durch deine Macht und Stärke erlöst hast. 11 Bitte erhöre doch mein Gebet und das Gebet aller, die dir dienen und dich ehren wollen. Und wenn ich beim König vorspreche, dann hilf mir, dass ich ein offenes Ohr bei ihm finde!«

Denn ich war der Mundschenk des Königs.

Nehemia reist nach Jerusalem

Vier Monate waren seither vergangen.[b] Eines Tages, als ich König Artaxerxes beim Essen Wein einschenkte und ihm den Becher reichte, fiel ihm auf, dass ich traurig aussah. Das war der König bei mir nicht gewohnt, darum fragte er mich: »Warum siehst du so bedrückt aus? Du bist doch nicht etwa krank? Nein, irgendetwas belastet dich!«

Ich erschrak heftig und antwortete: »Lang lebe der König! Wie könnte ich fröhlich sein, wenn die Stadt, in der meine Vorfahren begraben sind, zerstört ist und ihre Tore in Schutt und Asche liegen?«

Da fragte mich der König: »Worum bittest du?« Ich flehte zum Gott des Himmels, dann sagte ich: »Mein König! Wenn du es für richtig hältst und wenn du mir vertraust, dann sende mich nach Juda in die Stadt, in der meine Vorfahren begraben liegen. Ich möchte sie wieder aufbauen.«

Der König, neben dem die Königin saß, fragte mich: »Wie lange soll deine Reise dauern? Wann bist du wieder zurück?« Als ich ihm einen Zeitpunkt nannte, stimmte er zu. Dann bat ich ihn: »Mein König, wenn du möchtest, so gib mir bitte Briefe an die Provinzstatthalter westlich des Euphrat mit, damit sie mir die Durchreise nach Juda gestatten. Außerdem bitte ich dich um ein Schreiben an Asaf, den Verwalter der königlichen Wälder, denn ich brauche Holz für die Torbalken der Burg am Tempel, für die Stadtmauer und für das Haus, in dem ich wohnen werde.« Der König gab mir die Briefe, denn Gott stand mir bei.

Dann befahl Artaxerxes, dass eine Leibgarde von Offizieren und Soldaten mich begleiten sollte. So kam ich zu den Provinzstatthaltern westlich des Euphrat und übergab ihnen die Briefe des Königs. 10 Der Statthalter Sanballat aus Bet-Horon und Tobija, sein Beauftragter für die Provinz Ammon, wurden zornig, als sie hörten, dass jemand den Israeliten helfen wollte.

Nehemia sieht sich die Stadtmauer an

11 Schließlich kam ich nach Jerusalem. Nach drei Tagen 12 brach ich mitten in der Nacht auf, begleitet von einigen Männern; nur ich hatte ein Reittier dabei. Ich erzählte niemandem, welche Aufgabe Gott mir für Jerusalem ans Herz gelegt hatte. 13 So verließ ich mitten in der Nacht die Stadt durch das Taltor, ritt in südlicher Richtung an der Drachenquelle vorbei und kam zum Misttor. Ich untersuchte die zerstörten Mauern und die niedergebrannten Tore. 14 Dann zog ich nach Norden zum Quelltor und zum Königsteich. Als mein Reittier keinen Weg mehr durch die Trümmer fand, 15 ritt ich trotz der Dunkelheit das Flusstal aufwärts und untersuchte von dort aus die Mauer. Schließlich kehrte ich um und kam durch das Taltor wieder in die Stadt zurück.

Gespräche mit den führenden Männern

16 Die führenden Männer von Jerusalem wussten nicht, wohin ich gegangen war und was ich getan hatte, denn ich hatte ihnen, den Priestern und allen, die beim Wiederaufbau mithelfen sollten, noch nichts von meinem Vorhaben erzählt. 17 Jetzt aber sagte ich zu ihnen: »Ihr seht selbst unser Elend: Jerusalem ist ein einziger Trümmerhaufen, die Stadttore liegen in Schutt und Asche. Kommt, lasst uns die Mauer wieder aufbauen, damit wir nicht länger dem Gespött der Leute preisgegeben sind!« 18 Ich erzählte ihnen, wie Gott mir geholfen und was der König von Persien mir versprochen hatte. Da erklärten sie: »Gut, wir wollen beginnen!«, und machten sich entschlossen an die Arbeit.

19 Als Sanballat, Tobija und der Araber Geschem davon hörten, lachten sie uns aus und spotteten: »Da habt ihr euch ja einiges vorgenommen! Wollt ihr euch etwa gegen den König auflehnen?« 20 Ich entgegnete ihnen: »Der Gott des Himmels wird unser Vorhaben gelingen lassen. Wir tun nur, was er von uns möchte; darum werden wir mit dem Bau beginnen. Ihr aber habt kein Anrecht auf Grund und Boden in Jerusalem, und auch aus der Vergangenheit könnt ihr keinerlei Anspruch erheben.«

Der Wiederaufbau der Stadtmauer (Kapitel 3–7)

Verzeichnis der Bauleute

Der Hohepriester Eljaschib und die anderen Priester bauten das Schaftor wieder auf, sie weihten es dem Herrn und setzten die Torflügel ein. Auch den angrenzenden Mauerabschnitt weihten sie bis zum »Turm der Hundert« und zum Hananelturm.

Die Männer von Jericho besserten das anschließende Teilstück aus, und Sakkur, der Sohn von Imri, den darauffolgenden Abschnitt.

Das Fischtor errichtete die Sippe Senaa. Sie setzten Balken ein, brachten Torflügel an und versahen sie mit Riegeln und Sperrbalken.

Den Wiederaufbau des nächsten Mauerabschnitts leitete Meremot, der Sohn von Uria und Enkel von Hakkoz.

Daneben arbeitete Meschullam, der Sohn von Berechja und Enkel von Meschesabel.

Zadok, der Sohn von Baana, besserte das folgende Teilstück aus.

Am nächsten Abschnitt bauten die Einwohner von Tekoa; doch die führenden Männer jener Stadt waren zu stolz, um den Rücken krumm zu machen und den Anweisungen der Aufseher zu folgen[c].

Das Jeschana-Tor errichteten Jojada, der Sohn von Paseach, und Meschullam, der Sohn von Besodja. Sie setzten Balken ein, brachten Torflügel an und versahen sie mit Riegeln und Sperrbalken.

Das nächste Stück bis zum Sitz des Statthalters für das Gebiet westlich des Euphrat bauten Melatja aus Gibeon, Jadon aus Meronot und einige Männer aus Gibeon und Mizpa.

Für den danebenliegenden Abschnitt war der Goldschmied Usiël, der Sohn von Harhaja, verantwortlich.

Der Salbenmischer Hananja leitete die Arbeiten am nächsten Stück. Diese beiden befestigten Jerusalem bis zur »Breiten Mauer«.

Daneben baute Refaja, der Sohn von Hur, dem die eine Hälfte des Bezirks Jerusalem unterstand.

10 Jedaja, der Sohn von Harumaf, leitete die Arbeiten am folgenden Mauerabschnitt, der an seinem eigenen Haus entlangführte.

Das nächste Stück besserte Hattusch, der Sohn von Haschabneja, aus.

11 Den anschließenden Teil der Mauer und den Ofenturm stellten Malkija, der Sohn von Harim, und Haschub, der Sohn von Pahat-Moab, wieder her.

12 Schallum, der Sohn von Lohesch, dem die zweite Hälfte des Bezirks Jerusalem unterstand, besserte den nächsten Abschnitt aus, und seine Töchter halfen mit.

13 Das Taltor bauten Hanun und die Einwohner von Sanoach. Sie hängten die Torflügel ein und versahen sie mit Riegeln und Sperrbalken. Außerdem errichteten sie die Mauer von dort bis zum Misttor, eine Strecke von ungefähr 500 Metern.

14 Das Misttor baute Malkija, der Sohn von Rechab, der Vorsteher des Bezirks Bet-Kerem. Er setzte hier die Tore ein und befestigte Riegel und Sperrbalken.

15 Für den Wiederaufbau des Quelltors übernahm Schallun, der Sohn von Kolhose, die Verantwortung. Er war der Vorsteher des Bezirks Mizpa. Er überdachte das Tor, hängte die Torflügel ein und brachte Riegel und Sperrbalken an. Unter seiner Aufsicht wurde auch die Mauer am Teich beim königlichen Garten ausgebessert, zu dem die Wasserleitung führte. Dieses Teilstück reichte bis zu den Stufen, die von der »Stadt Davids« herabkommen.

16 Die Arbeiten am nächsten Abschnitt übernahm Nehemja, der Sohn von Asbuk, dem die Hälfte des Bezirks Bet-Zur unterstand. Dieser Teil der Mauer lag den Gräbern des Königshauses David gegenüber und erstreckte sich bis zum künstlich angelegten Teich und bis zu den Unterkünften der Offiziere[d].

17 Folgende Leviten bauten die nächsten Mauerabschnitte: Rehum, der Sohn von Bani, hatte die Oberaufsicht.

Haschabja, der Vorsteher über die Hälfte des Bezirks Keïla, besserte das nächste Teilstück aus.

18 Daneben arbeiteten die Leviten unter der Führung von Binnui, dem Sohn von Henadad. Er war Vorsteher über die andere Hälfte des Bezirks Keïla.

19 Danach kam Eser, der Sohn von Jeschua, der Vorsteher von Mizpa. Sein Bauabschnitt lag beim Aufgang zur Waffenkammer und ging bis zur Biegung der Mauer.

20 Besonders fleißig arbeitete Baruch, der Sohn von Sabbai. Ihm war der Abschnitt zwischen der Biegung der Mauer und dem Eingang zum Haus des Hohenpriesters Eljaschib zugeteilt.

21 Das nächste Mauerstück besserte Meremot aus, der Sohn von Uria und Enkel von Hakkoz; es reichte vom Eingang bis zum Ende von Eljaschibs Haus.

22 Die folgenden Abschnitte wurden von Priestern aus der Umgebung von Jerusalem gebaut.

23 Benjamin und Haschub leiteten die Arbeiten am nächsten Teilstück, das ihren Häusern gegenüberlag.

Asarja, der Sohn von Maaseja und Enkel von Ananja, widmete sich dem nächsten Teil der Mauer in der Nähe seines Hauses.

24 Den darauffolgenden Abschnitt von Asarjas Haus bis zur Biegung und zur Ecke der Mauer baute Binnui, der Sohn von Henadad, wieder auf.

25 Palal, der Sohn von Usai, war verantwortlich für das Teilstück, das an der Mauerecke begann, und für den oberen Turm, der am königlichen Palast beim Gefängnishof vorspringt.

Pedaja, der Sohn von Parosch, 26 und die Tempeldiener, die auf dem Hügel Ofel wohnten, besserten den anschließenden Abschnitt aus bis zu der Stelle gegenüber dem Wassertor im Osten und dem vorspringenden Turm.

27 Das nächste Stück vom vorspringenden Turm bis zur Mauer auf dem Hügel Ofel bauten die Einwohner von Tekoa.

28 Oberhalb des Rosstores arbeiteten die Priester; jeder an dem Stück Mauer, das seinem Haus gegenüberlag.

29 Auch Zadok, der Sohn von Immer, hatte die Verantwortung für den Teil der Mauer, der seinem Haus am nächsten war.

Den folgenden Abschnitt besserte Schemaja aus, der Sohn von Schechanja, der Wächter am Osttor.

30 Daneben leiteten Hananja, der Sohn von Schelemja, und Hanun, der sechste Sohn von Zalaf, die Arbeiten.

Meschullam, der Sohn von Berechja, baute den folgenden Mauerteil gegenüber seinem Haus wieder auf.

31 Das nächste Teilstück bis zum Haus der Tempeldiener und der Händler gegenüber dem Wachtor und bis zum oberen Raum an der Mauerecke besserte der Goldschmied Malkija aus.

32 Den letzten Mauerabschnitt von dort bis zum Schaftor errichteten die Goldschmiede und die Händler.

Sanballat verspottet die Juden

33 Als Sanballat erfuhr, dass wir mit dem Bau der Stadtmauer begonnen hatten, packte ihn der Zorn. Er verspottete uns 34 vor seinen Vertrauten und den Truppen von Samarien: »Was wollen diese armseligen Juden eigentlich? Jerusalem zur Festung ausbauen? Sie meinen wohl, wenn sie Opfer darbringen, können sie an einem Tag fertig werden! Mit diesen verbrannten Steinen und diesem Schutt wollen sie eine neue Stadtmauer errichten?«

35 Der Ammoniter Tobija stand neben ihm und pflichtete ihm bei: »Sollen sie doch bauen! Wenn ein Fuchs an der Mauer hochspringt, fällt sie wieder in sich zusammen!«

36 Doch ich betete: »Hör doch, unser Gott, wie sie sich über uns lustig machen! Strafe sie für ihren Spott! Sorge dafür, dass ihnen ihr ganzer Besitz genommen wird und sie in ein fremdes Land verschleppt werden. 37 Vergib ihnen nicht, vergiss niemals, welches Unrecht sie uns angetan haben! Denn sie haben die verspottet, die Jerusalem wieder aufbauen.«

38 Trotz allem besserten wir die Mauer weiter aus, und schon bald waren ihre Lücken bis zur halben Höhe geschlossen. Denn das Volk arbeitete mit ganzer Kraft.

Footnotes

  1. 1,9 Wörtlich: um meinen Namen dort wohnen zu lassen. – Vgl. »Name Gottes« in den Sacherklärungen.
  2. 2,1 Wörtlich: Im Monat Nisan, im 20. Regierungsjahr des Königs Artaxerxes.
  3. 3,5 Oder: und sich an der Arbeit für den Herrn zu beteiligen.
  4. 3,16 Wörtlich: bis zum Haus der Helden. – Möglicherweise geht diese Bezeichnung auf Davids Elitetruppe zurück. Vgl. 2. Samuel 23,8‒12.