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88 (Ein Psalmlied der Kinder Korah, vorzusingen, von der Schwachheit der Elenden. Eine Unterweisung Hemans, des Esrahiten.) HERR, Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir.

Laß mein Gebet vor dich kommen; neige deine Ohren zu meinem Geschrei.

Denn meine Seele ist voll Jammers, und mein Leben ist nahe dem Tode.

Ich bin geachtet gleich denen, die in die Grube fahren; ich bin ein Mann, der keine Hilfe hat.

Ich liege unter den Toten verlassen wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedenkst und die von deiner Hand abgesondert sind.

Du hast mich in die Grube hinuntergelegt, in die Finsternis und in die Tiefe.

Dein Grimm drückt mich; du drängst mich mit allen deinen Fluten. (Sela.)

Meine Freunde hast du ferne von mir getan; du hast mich ihnen zum Greuel gemacht. Ich liege gefangen und kann nicht herauskommen.

Meine Gestalt ist jämmerlich vor Elend. HERR, ich rufe dich an täglich; ich breite meine Hände aus zu dir.

10 Wirst du denn unter den Toten Wunder tun, oder werden die Verstorbenen aufstehen und dir danken? (Sela.)

11 Wird man in Gräbern erzählen deine Güte, und deine Treue im Verderben?

12 Mögen denn deine Wunder in der Finsternis erkannt werden oder deine Gerechtigkeit in dem Lande, da man nichts gedenkt?

13 Aber ich schreie zu dir, HERR, und mein Gebet kommt frühe vor dich.

14 Warum verstößest du, HERR, meine Seele und verbirgst dein Antlitz vor mir?

15 Ich bin elend und ohnmächtig, daß ich so verstoßen bin; ich leide deine Schrecken, daß ich fast verzage.

16 Dein Grimm geht über mich; dein Schrecken drückt mich.

17 Sie umgeben mich täglich wie Wasser und umringen mich miteinander.

18 Du machst, daß meine Freunde und Nächsten und meine Verwandten sich ferne von mir halten um solches Elends willen.

89 (Eine Unterweisung Ethans, des Esrahiten.) Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich und seine Wahrheit verkündigen mit meinem Munde für und für

und sage also: Daß eine ewige Gnade wird aufgehen, und du wirst deine Wahrheit treulich halten im Himmel.

"Ich habe einen Bund gemacht mit meinem Auserwählten; ich habe David, meinem Knechte, geschworen:

Ich will deinen Samen bestätigen ewiglich und deinen Stuhl bauen für und für." (Sela.)

Und die Himmel werden, HERR, deine Wunder preisen und deine Wahrheit in der Gemeinde der Heiligen.

Denn wer mag in den Wolken dem HERRN gleich gelten, und gleich sein unter den Kindern Gottes dem HERRN?

Gott ist sehr mächtig in der Versammlung der Heiligen und wunderbar über alle, die um ihn sind.

HERR, Gott Zebaoth, wer ist wie du ein mächtiger Gott? Und deine Wahrheit ist um dich her.

Du herrschest über das ungestüme Meer; du stillest seine Wellen, wenn sie sich erheben.

10 Du schlägst Rahab zu Tod; du zerstreust deine Feinde mit deinem starken Arm.

11 Himmel und Erde ist dein; du hast gegründet den Erdboden und was darinnen ist.

12 Mitternacht und Mittag hast du geschaffen; Thabor und Hermon jauchzen in deinem Namen.

13 Du hast einen gewaltigen Arm; stark ist deine Hand, und hoch ist deine Rechte.

14 Gerechtigkeit und Gericht ist deines Stuhles Festung; Gnade und Wahrheit sind vor deinem Angesicht.

15 Wohl dem Volk, das jauchzen kann! HERR, sie werden im Licht deines Antlitzes wandeln;

16 sie werden über deinen Namen täglich fröhlich sein und in deiner Gerechtigkeit herrlich sein.

17 Denn du bist der Ruhm ihrer Stärke, und durch dein Gnade wirst du unser Horn erhöhen.

18 Denn des HERRN ist unser Schild, und des Heiligen in Israel ist unser König.

19 Dazumal redetest du im Gesicht zu deinem Heiligen und sprachst: "Ich habe einen Helden erweckt, der helfen soll; ich habe erhöht einen Auserwählten aus dem Volk.

20 Ich habe gefunden meinen Knecht David; ich habe ihn gesalbt mit meinem heiligen Öl.

21 Meine Hand soll ihn erhalten und mein Arm soll ihn stärken.

22 Die Feinde sollen ihn nicht überwältigen, und die Ungerechten sollen ihn nicht dämpfen;

23 sondern ich will seine Widersacher schlagen vor ihm her, und die ihn hassen, will ich plagen;

24 aber meine Wahrheit und Gnade soll bei ihm sein, und sein Horn soll in meinem Namen erhoben werden.

25 Ich will seine Hand über das Meer stellen und seine Rechte über die Wasser.

26 Er wird mich nennen also: Du bist mein Vater, mein Gott und Hort, der mir hilft.

27 Und ich will ihn zum ersten Sohn machen, allerhöchst unter den Königen auf Erden.

28 Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade, und mein Bund soll ihm fest bleiben.

29 Ich will ihm ewiglich Samen geben und seinen Stuhl, solange der Himmel währt, erhalten.

30 Wo aber seine Kinder mein Gesetz verlassen und in meinen Rechten nicht wandeln,

31 so sie meine Ordnungen entheiligen und meine Gebote nicht halten,

32 so will ich ihre Sünde mit der Rute heimsuchen und ihre Missetat mit Plagen;

33 aber meine Gnade will ich nicht von ihm wenden und meine Wahrheit nicht lassen trügen.

34 Ich will meinen Bund nicht entheiligen, und nicht ändern, was aus meinem Munde gegangen ist.

35 Ich habe einmal geschworen bei meiner Heiligkeit, ich will David nicht lügen:

36 Sein Same soll ewig sein und sein Stuhl vor mir wie die Sonne;

37 wie der Mond soll er ewiglich erhalten sein, und gleich wie der Zeuge in den Wolken gewiß sein." (Sela.)

38 Aber nun verstößest du und verwirfst und zürnest mit deinem Gesalbten.

39 Du zerstörst den Bund deines Knechtes und trittst sein Krone zu Boden.

40 Du zerreißest alle seine Mauern und lässest seine Festen zerbrechen.

41 Es berauben ihn alle, die vorübergehen; er ist seinen Nachbarn ein Spott geworden.

42 Du erhöhest die Rechte seiner Widersacher und erfreuest alle seine Feinde.

43 Auch hast du die Kraft seines Schwertes weggenommen und lässest ihn nicht siegen im Streit.

44 Du zerstörst seine Reinigkeit und wirfst seinen Stuhl zu Boden.

45 Du verkürzest die Zeit seiner Jugend und bedeckest ihn mit Hohn. (Sela.)

46 HERR, wie lange willst du dich so gar verbergen und deinen Grimm wie Feuer brennen lassen?

47 Gedenke, wie kurz mein Leben ist. Warum willst du alle Menschen umsonst geschaffen haben?

48 Wo ist jemand, der da lebt und den Tod nicht sähe? der seine Seele errette aus des Todes Hand? (Sela.)

49 HERR, wo ist deine vorige Gnade, die du David geschworen hast in deiner Wahrheit?

50 Gedenke, HERR, an die Schmach deiner Knechte, die ich trage in meinem Schoß von so vielen Völkern allen,

51 mit der, HERR, deine Feinde schmähen, mit der sie schmähen die Fußtapfen deines Gesalbten.

52 Gelobt sei der HERR ewiglich! Amen, amen.

90 (Ein Gebet Mose's, des Mannes Gottes.) HERR, Gott, du bist unsre Zuflucht für und für.

Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit,

der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!

Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.

Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom; sie sind wie ein Schlaf, gleichwie ein Gras, das doch bald welk wird,

das da frühe blüht und bald welk wird und des Abends abgehauen wird und verdorrt.

Das macht dein Zorn, daß wir so vergehen, und dein Grimm, daß wir so plötzlich dahinmüssen.

Denn unsere Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.

Darum fahren alle unsere Tage dahin durch deinen Zorn; wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz.

10 Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre, und wenn's köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon.

11 Wer glaubt aber, daß du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor solchem deinem Grimm?

12 Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.

13 HERR, kehre doch wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig!

14 Fülle uns früh mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.

15 Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden.

16 Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Ehre ihren Kindern.

17 Und der HERR, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns; ja, das Werk unsrer Hände wolle er fördern!

91 Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,

der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.

Denn er errettet dich vom Strick des Jägers und von der schädlichen Pestilenz.

Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild,

daß du nicht erschrecken müssest vor dem Grauen der Nacht, vor den Pfeilen, die des Tages fliegen,

vor der Pestilenz, die im Finstern schleicht, vor der Seuche, die im Mittage verderbt.

Ob tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen.

Ja du wirst mit deinen Augen deine Lust sehen und schauen, wie den Gottlosen vergolten wird.

Denn der HERR ist deine Zuversicht; der Höchste ist deine Zuflucht.

10 Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen.

11 Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen,

12 daß sie dich auf Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

13 Auf Löwen und Ottern wirst du gehen, und treten auf junge Löwen und Drachen.

14 "Er begehrt mein, so will ich ihm aushelfen; er kennt meinen Namen, darum will ich ihn schützen.

15 Er ruft mich an, so will ich ihn erhören; ich bin bei ihm in der Not; ich will ihn herausreißen und zu Ehren bringen.

16 Ich will ihn sättigen mit langem Leben und will ihm zeigen mein Heil."

92 (Ein Psalmlied auf den Sabbattag.) Das ist ein köstlich Ding, dem HERRN danken, und lobsingen deinem Namen, du Höchster,

des Morgens deine Gnade und des Nachts deine Wahrheit verkündigen

auf den zehn Saiten und Psalter, mit Spielen auf der Harfe.

Denn, HERR, du lässest mich fröhlich singen von deinen Werken, und ich rühme die Geschäfte deiner Hände.

HERR, wie sind deine Werke so groß! Deine Gedanken sind so sehr tief.

Ein Törichter glaubt das nicht, und ein Narr achtet solches nicht.

Die Gottlosen grünen wie das Gras, und die Übeltäter blühen alle, bis sie vertilgt werden immer und ewiglich.

Aber du, HERR, bist der Höchste und bleibst ewiglich.

Denn siehe, deine Feinde, HERR, deine Feinde werden umkommen; und alle Übeltäter müssen zerstreut werden.

10 Aber mein Horn wird erhöht werden wie eines Einhorns, und ich werde gesalbt mit frischem Öl.

11 Und mein Auge wird seine Lust sehen an meinen Feinden; und mein Ohr wird seine Lust hören an den Boshaften, die sich wider mich setzen.

12 Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum; er wird wachsen wie eine Zeder auf dem Libanon.

13 Die gepflanzt sind in dem Hause des HERRN, werden in den Vorhöfen unsers Gottes grünen.

14 Und wenn sie gleich alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein,

15 daß sie verkündigen, daß der HERR so fromm ist, mein Hort, und ist kein Unrecht an ihm.

Am Rande des Todes – völlig allein!

88 Ein Lied von den Nachkommen Korachs. Der Esrachiter Heman verfasste es zum Nachdenken. Auf eine traurige Weise zu singen.

Herr, mein Gott, du allein kannst mir noch helfen!
    Tag und Nacht schreie ich zu dir!
Lass mein Gebet zu dir dringen,
    verschließ deine Ohren nicht vor meinem Flehen!
Schweres Leid drückt mich nieder,
    ich bin dem Tod schon näher als dem Leben.
Jeder rechnet damit, dass ich bald sterbe,
    denn alle Kraft hat mich verlassen.
Es geht mir wie den Toten, die du vergessen hast,
    fern von deiner Hilfe liegen sie in ihrem Grab.
Du hast mich in den tiefsten Abgrund gestoßen,
    in nichts als unergründliche Finsternis.
Dein Zorn lastet schwer auf mir,
    wie hohe Brandungswellen wirft er mich um.
Alle meine Freunde hast du mir genommen,
    voller Abscheu wandten sie sich von mir ab.
Ich bin gefangen und weiß keinen Ausweg mehr.
10 Meine Augen sind vom Weinen ganz verquollen.
Jeden Tag rufe ich, Herr, zu dir
    und strecke meine Hände nach dir aus.

11 Wirst du an den Toten noch ein Wunder tun?
    Kommen sie etwa aus ihren Gräbern, um dich zu loben?
12 Erzählt man im Totenreich von deiner Gnade
    oder in der Gruft von deiner Treue?
13 Sind deine Wunder wohl am Ort der Finsternis bekannt?
    Wissen die längst vergessenen Toten von deiner Gerechtigkeit?

14 Herr, ich schreie zu dir um Hilfe.
    Schon früh am Morgen klage ich dir mein Leid.
15 Warum hast du mich verstoßen, Herr?
    Warum verbirgst du dich vor mir?
16 Seit meiner Jugend bin ich elend und vom Tod gezeichnet.
    Du hast mir dieses furchtbare Leid auferlegt –
    und jetzt bin ich am Ende!
17 Dein glühender Zorn hat mich zu Boden geschmettert,
    deine schreckliche Strafe hat mich vernichtet!
18 Die Angst bedrängt mich von allen Seiten,
    vor dieser tödlichen Flut gibt es kein Entrinnen.
19 Du hast erreicht, dass mir alle den Rücken kehren,
Freunde und Nachbarn gehen mir aus dem Weg.
    Mein einziger Begleiter ist die Finsternis.

Hat Gott sein Wort gebrochen?

89 Von Etan, dem Esrachiter. Zum Nachdenken.

Herr, von deiner Gnade will ich für immer singen;
    allen kommenden Generationen will ich erzählen, wie treu du bist.
Ich weiß: Deine Gnade gilt für alle Zeiten
    und deine Treue, solange der Himmel besteht.
Du hast gesagt: »Ich habe David auserwählt
und einen Bund mit ihm geschlossen.
    Er ist mein Diener, dem ich versprach:
Für alle Zeiten sollen deine Nachkommen herrschen,
    für immer wird dein Königshaus bestehen!«
Herr, der Himmel lobt dich, denn du tust Wunder;
    die Schar deiner heiligen Engel[a] preist deine Treue.
Denn wer im Himmel ist dir gleich?
    Kein himmlisches Wesen[b] ist so mächtig wie du!
In der himmlischen Ratsversammlung
fürchten sie Gott mit heiliger Scheu;
    ja, Ehrfurcht ergreift alle, die um ihn sind.
Herr, du allmächtiger Gott, niemand ist so stark wie du!
    Was du auch tust: Auf dich ist Verlass!
10 Du hast Gewalt über die tosenden Meere,
    und wenn sich die Wellen auftürmen, bändigst du sie!
11 Du hast das Meerungeheuer[c] besiegt und zermalmt;
    machtvoll hast du deine Feinde in alle Winde zerstreut.
12 Dir gehört der Himmel, und dir gehört die Erde,
    das weite Land mit all seiner Fülle: Es ist dein Werk.
13 Norden und Süden hast du geschaffen;
    der Berg Tabor und der Hermon jubeln dir zu.
14 Wie stark ist dein Arm, wie gewaltig deine Hand!
    Du erhebst sie zum Zeichen deines Sieges!
15 Gerechtigkeit und Recht sind die Säulen deiner Herrschaft;
    alles, was du tust, zeigt deine Liebe und Treue.

16 Herr, glücklich ist das Volk, das dich mit Jubelrufen feiert!
    Deine Nähe macht ihr Leben hell.
17 Jeden Tag bist du ihr Grund zur Freude,
    deine Gerechtigkeit erfüllt sie mit Glück.
18 Du selbst bist die Quelle ihrer Kraft,
    durch deine Liebe gelangen sie zu Ansehen und Macht.
19 Herr, du heiliger Gott Israels,
    dir gehört unser König, der uns beschützt.[d]

20 Vor langer Zeit sprachst du zu denen, die dir die Treue hielten,
    in einer Vision hast du ihnen offenbart:
»Ich habe einen jungen Mann aus dem Volk ausgewählt,
    den ich zu einem starken Helden machen will.
21 David ist sein Name, ihn habe ich gefunden
    und mit heiligem Öl zum König gesalbt.
22 Ich werde ihn mit meiner Kraft begleiten,
    stark soll er werden, weil ich ihn stütze.
23 Kein Feind wird ihn jemals überwältigen,
    und kein Aufstand kann ihn stürzen.
24 Vor seinen Augen werde ich seine Feinde niedermachen;
    alle, die ihn hassen, will ich vernichtend schlagen.
25 Immer will ich treu zu ihm stehen;
    und durch mich wird er mächtig werden[e].
26 Ich werde seine Herrschaft bis zum Meer ausdehnen –
    ja, über die großen Ströme wird er gebieten.
27 Im Gebet wird er zu mir sagen: ›Du bist mein Vater,
    mein Gott und mein Fels, bei dem ich Rettung finde!‹
28 Und ich statte ihn mit allen Rechten eines erstgeborenen Sohnes aus,
    ich mache ihn zum größten König der Welt!
29 Für alle Zeiten darf er wissen:
    Ich bin ihm gnädig, mein Bund mit ihm wird für immer gelten.
30 Nie wird sein Königsgeschlecht aussterben,
    sein Thron wird bleiben, solange der Himmel besteht.
31 Wenn aber seine Nachkommen mein Gesetz übertreten
    und meine Weisungen in den Wind schlagen,
32 wenn sie meine Ordnungen missachten
    und meine Gebote nicht halten,
33 dann werde ich sie für ihre Treulosigkeit bestrafen
    und ihnen ihre Schuld mit Schlägen vergelten.
34 Aber meine Gnade will ich David nie entziehen,
    meine Zusagen werde ich halten.
35 Meinen Bund mit ihm werde ich niemals brechen,
    was ich versprochen habe, nehme ich nicht zurück!
36 Ein für alle Mal habe ich einen Eid geschworen
und bürge dafür mit meinem heiligen Namen:
    Nie werde ich David täuschen!
37-38 Seine Nachkommen werden für alle Zeiten den Thron besitzen.
    Ihre Herrschaft soll so beständig sein wie Sonne und Mond –
diese treuen Zeugen hoch oben am Himmel!«

39 Nun aber hast du deinen König doch aufgegeben und verstoßen,
    dein Auserwählter bekommt deinen großen Zorn zu spüren.
40 Du hast deinem Diener den Bund aufgekündigt,
    seine Krone in den Schmutz getreten und entweiht.
41 Die schützenden Mauern seiner Stadt hast du niedergerissen
    und alle seine Festungen in Trümmer gelegt.
42 Jeder, der vorüberzog, hat ihn ausgeplündert,
    und bei den Nachbarvölkern erntet er nur Hohn und Spott.
43 Seinen Feinden hast du den Sieg ermöglicht,
    jetzt ist ihre Schadenfreude groß.
44 Die Streitkräfte des Königs hast du zerschlagen,
    im Kampf hast du ihn im Stich gelassen.
45 Seinen Glanz und sein Ansehen hast du zerstört
    und seinen Thron zu Boden gestoßen.
46 Du hast ihn vorzeitig alt werden lassen;
    ja, mit Schimpf und Schande hast du ihn bedeckt.

47 Herr, willst du dich für immer verbergen?
    Wie lange soll dein Zorn noch brennen?
48 Bedenke doch, wie kurz mein Leben ist!
    Nur für einen flüchtigen Augenblick hast du uns Menschen geschaffen.
49 Welcher Mensch ist unsterblich?
    Wer kann dem Tod entrinnen?
50 Herr, wo sind die Beweise deiner Liebe geblieben?
    Du hast doch David deine Treue zugesichert
    und einen Eid darauf geschworen!
51 Höre doch, wie deine Diener beschimpft werden!
    Ich leide darunter, dass die Völker uns verachten!
52 Deine Feinde verspotten den König, den du erwählt hast;
    sie verhöhnen ihn auf Schritt und Tritt.

53 Gelobt sei der Herr für alle Zeit!
    Amen, so soll es sein!

Viertes Buch

(Psalm 90–106)

Ist denn alles vergeblich?

90 Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes.

Herr, solange es Menschen gibt, bist du unsere Zuflucht!
Ja, bevor die Berge geboren wurden,
noch bevor Erde und Weltall unter Wehen entstanden,
    warst du, o Gott, schon da. Du bist ohne Anfang und Ende.
Du lässt den Menschen wieder zu Staub werden.
    »Kehr zurück!«, sprichst du zu ihm.
Tausend Jahre sind für dich wie ein einziger Tag,
der doch im Flug vergangen ist,
    kurz wie ein paar Stunden Schlaf.
Du reißt die Menschen hinweg,
sie verschwinden so schnell wie ein Traum nach dem Erwachen.
    Sie vergehen wie das Gras:
Morgens sprießt es und blüht auf,
    doch schon am Abend welkt und verdorrt es im heißen Wüstenwind.

Ja, durch deinen Zorn vergehen wir,
    schnell ist es mit uns zu Ende!
Unsere Schuld liegt offen vor dir,
    auch unsere geheimsten Verfehlungen bringst du ans Licht.
Dein Zorn lässt unser Leben verrinnen –
    schnell wie ein kurzer Seufzer ist es vorbei!
10 Unser Leben dauert siebzig, vielleicht sogar achtzig Jahre.
Doch alles, worauf wir stolz sind,
    ist nur Mühe, viel Lärm um nichts!
Wie schnell eilen die Jahre vorüber!
    Wie rasch schwinden wir dahin!
11 Doch wer kann begreifen, wie gewaltig dein Zorn ist?
    Wer fürchtet sich schon davor?
12 Mach uns bewusst, wie kurz das Leben ist,
    damit wir unsere Tage weise nutzen!

13 Herr, wende dich uns wieder zu!
Wie lange soll dein Zorn noch dauern?
    Hab Erbarmen mit uns, wir sind doch deine Diener!
14 Schenke uns deine Liebe jeden Morgen neu!
    Dann können wir singen und uns freuen, solange wir leben!
15 So viele Jahre litten wir unter Not und Bedrückung;
    lass uns nun ebenso viele Jahre Freude erleben!
16 Zeige uns, wie machtvoll du eingreifst;
    auch unsere Kinder sollen deine mächtigen Taten sehen!
17 Herr, unser Gott! Zeige uns deine Güte!
Lass unsere Mühe nicht vergeblich sein!
    Ja, lass unsere Arbeit Früchte tragen!

Unter Gottes Schutz

91 Wer unter dem Schutz des Höchsten wohnt,
    der kann bei ihm, dem Allmächtigen, Ruhe finden.
Auch ich sage zum Herrn:
»Du schenkst mir Zuflucht wie eine sichere Burg!
    Mein Gott, dir gehört mein ganzes Vertrauen!«

Er bewahrt dich vor versteckten Gefahren
    und hält jede tödliche Krankheit von dir fern.
Wie ein Vogel seine Flügel über die Jungen ausbreitet,
so wird er auch dich stets behüten und dir nahe sein.
    Seine Treue umgibt dich wie ein starker Schild.
Du brauchst keine Angst zu haben vor den Gefahren der Nacht
    oder den heimtückischen Angriffen bei Tag.
Selbst wenn die Pest im Dunkeln zuschlägt
    und am hellen Tag das Fieber wütet,
    musst du dich doch nicht fürchten.
Wenn tausend neben dir tot umfallen,
ja, wenn zehntausend um dich herum sterben –
    dich selbst trifft es nicht!
Mit eigenen Augen wirst du sehen,
    wie Gott es denen heimzahlt, die ihn missachten.
Du aber darfst sagen: »Beim Herrn bin ich geborgen!«
    Ja, bei Gott, dem Höchsten, hast du Heimat gefunden.
10 Darum wird dir nichts Böses zustoßen,
    kein Unglück wird dein Haus erreichen.

11 Denn Gott wird dir seine Engel schicken,
    um dich zu beschützen, wohin du auch gehst.
12 Sie werden dich auf Händen tragen,
    und du wirst dich nicht einmal an einem Stein stoßen!
13 Löwen werden dir nichts anhaben,
    auf Schlangen trittst du ohne Gefahr.
14 Gott sagt: »Er liebt mich von ganzem Herzen,
darum will ich ihn retten.
    Ich werde ihn schützen, weil er mich kennt und ehrt.
15 Wenn er zu mir ruft, erhöre ich ihn.
Wenn er keinen Ausweg mehr weiß, bin ich bei ihm.
    Ich will ihn befreien und zu Ehren bringen.
16 Ich lasse ihn meine Rettung erfahren
    und gebe ihm ein langes und erfülltes Leben!«

Wie gut ist es, dir, Herr, zu danken!

92 Ein Lied zum Sabbat.

Wie gut ist es, dir, Herr, zu danken
    und deinen Namen, du höchster Gott, zu besingen,
schon früh am Morgen deine Gnade zu loben
    und noch in der Nacht deine Treue zu preisen,
zur Musik der zehnsaitigen Harfe
    und zum schönen Spiel auf der Laute!

Herr, was du tust, macht mich froh,
    und ich juble über deine großen Taten.
Wie machtvoll sind deine Werke,
    und wie tief sind deine Gedanken!
Nur ein unvernünftiger Mensch sieht das nicht ein,
    nur ein Narr kann nichts damit anfangen.
Mag auch ein Gottloser Erfolg haben,
mag er emporwachsen und blühen –
    er wird doch für immer vernichtet werden.
Du aber, Herr,
    bist in Ewigkeit erhaben!

10 Eines ist sicher: Deine Feinde werden umkommen;
    die Menschen, die Unrecht tun, werden in alle Winde zerstreut!

11 Doch mir gibst du Kraft, wie ein wilder Stier sie hat;
    du schenkst mir Freude und neuen Mut.[f]
12 Ich werde noch miterleben, wie meine Feinde stürzen;
    ich werde hören, wie sie um Gnade wimmern.

13 Wer Gott liebt, gleicht einer immergrünen Palme,
    er wird mächtig wie eine Zeder auf dem Libanongebirge.
14 Er ist wie ein Baum, der im Vorhof des Tempels gepflanzt wurde
    und dort wachsen und gedeihen kann.
15 Noch im hohen Alter wird er Frucht tragen,
    immer ist er kraftvoll und frisch.
16 Sein Leben ist ein Beweis dafür, dass der Herr für Recht sorgt.
    Bei Gott bin ich sicher und geborgen;
    was er tut, ist vollkommen und gerecht!

Footnotes

  1. 89,6 Wörtlich: die Schar deiner Heiligen.
  2. 89,7 Wörtlich: Keiner von den Göttersöhnen. – Vgl. »Gottessöhne« in den Sacherklärungen.
  3. 89,11 Wörtlich: Rahab. – Vgl. »Rahab« in den Sacherklärungen.
  4. 89,19 Wörtlich: Dem Herrn gehört unser Schild und dem Heiligen Israels unser König.
  5. 89,25 Wörtlich: und durch meinen Namen wird sein Horn erhöht werden. – Das Horn steht sinnbildlich für Stärke und Kraft.
  6. 92,11 Wörtlich: Du erhöhst mein Horn wie das eines Büffels, mit frischem Öl hast du mich überschüttet. – Das Horn steht sinnbildlich für Stärke und Kraft. Vgl. außerdem »salben/Salbung« in den Sacherklärungen.