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11 So sage ich nun: Hat denn Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne! Denn ich bin auch ein Israeliter von dem Samen Abrahams, aus dem Geschlecht Benjamin.

Gott hat sein Volk nicht verstoßen, welches er zuvor ersehen hat. Oder wisset ihr nicht, was die Schrift sagt von Elia, wie er tritt vor Gott wider Israel und spricht:

"HERR, sie haben deine Propheten getötet und deine Altäre zerbrochen; und ich bin allein übriggeblieben, und sie stehen mir nach meinem Leben"?

Aber was sagt die göttliche Antwort? "Ich habe mir lassen übrig bleiben siebentausend Mann, die nicht haben ihre Kniee gebeugt vor dem Baal."

Also gehet es auch jetzt zu dieser Zeit mit diesen, die übriggeblieben sind nach der Wahl der Gnade.

Ist's aber aus Gnaden, so ist's nicht aus Verdienst der Werke; sonst würde Gnade nicht Gnade sein. Ist's aber aus Verdienst der Werke, so ist die Gnade nichts; sonst wäre Verdienst nicht Verdienst.

Wie denn nun? Was Israel sucht, das erlangte es nicht; die Auserwählten aber erlangten es. Die andern sind verstockt,

wie geschrieben steht: "Gott hat ihnen gegeben eine Geist des Schlafs, Augen, daß sie nicht sehen, und Ohren, daß sie nicht hören, bis auf den heutigen Tag."

Und David spricht: "Laß ihren Tisch zu einem Strick werden und zu einer Berückung und zum Ärgernis und ihnen zur Vergeltung.

10 Verblende ihre Augen, daß sie nicht sehen, und beuge ihren Rücken allezeit."

11 So sage ich nun: Sind sie darum angelaufen, daß sie fallen sollten? Das sei ferne! Sondern aus ihrem Fall ist den Heiden das Heil widerfahren, auf daß sie denen nacheifern sollten.

12 Denn so ihr Fall der Welt Reichtum ist, und ihr Schade ist der Heiden Reichtum, wie viel mehr, wenn ihre Zahl voll würde?

13 Mit euch Heiden rede ich; denn dieweil ich der Heiden Apostel bin, will ich mein Amt preisen,

14 ob ich möchte die, so mein Fleisch sind, zu eifern reizen und ihrer etliche selig machen.

15 Denn so ihre Verwerfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anders sein als Leben von den Toten?

16 Ist der Anbruch heilig, so ist auch der Teig heilig; und so die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig.

17 Ob aber nun etliche von den Zweigen ausgebrochen sind und du, da du ein wilder Ölbaum warst, bist unter sie gepfropft und teilhaftig geworden der Wurzel und des Safts im Ölbaum,

18 so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmst du dich aber wider sie, so sollst du wissen, daß du die Wurzel nicht trägst, sondern die Wurzel trägt dich.

19 So sprichst du: Die Zweige sind ausgebrochen, das ich hineingepfropft würde.

20 Ist wohl geredet! Sie sind ausgebrochen um ihres Unglaubens willen; du stehst aber durch den Glauben. Sei nicht stolz, sondern fürchte dich.

21 Hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, daß er vielleicht dich auch nicht verschone.

22 Darum schau die Güte und den Ernst Gottes: den Ernst an denen, die gefallen sind, die Güte aber an dir, sofern du an der Güte bleibst; sonst wirst du auch abgehauen werden.

23 Und jene, so nicht bleiben in dem Unglauben, werden eingepfropft werden; Gott kann sie wohl wieder einpfropfen.

24 Denn so du aus dem Ölbaum, der von Natur aus wild war, bist abgehauen und wider die Natur in den guten Ölbaum gepropft, wie viel mehr werden die natürlichen eingepropft in ihren eigenen Ölbaum.

25 Ich will euch nicht verhalten, liebe Brüder, dieses Geheimnis (auf daß ihr nicht stolz seid): Blindheit ist Israel zum Teil widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden eingegangen sei

26 und also das ganze Israel selig werde, wie geschrieben steht: "Es wird kommen aus Zion, der da erlöse und abwende das gottlose Wesen von Jakob.

27 Und dies ist mein Testament mit ihnen, wenn ich ihre Sünden werde wegnehmen."

28 Nach dem Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber nach der Wahl sind sie Geliebte um der Väter willen.

29 Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.

30 Denn gleicherweise wie auch ihr weiland nicht habt geglaubt an Gott, nun aber Barmherzigkeit überkommen habt durch ihren Unglauben,

31 also haben auch jene jetzt nicht wollen glauben an die Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, auf daß sie auch Barmherzigkeit überkommen.

32 Denn Gott hat alle beschlossen unter den Unglauben, auf daß er sich aller erbarme.

33 O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind sein Gerichte und unerforschlich seine Wege!

34 Denn wer hat des HERRN Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?

35 Oder wer hat ihm etwas zuvor gegeben, daß ihm werde wiedervergolten?

36 Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen.

12 Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber begebet zum Opfer, das da lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei, welches sei euer vernünftiger Gottesdienst.

Und stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch die Erneuerung eures Sinnes, auf daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Gotteswille.

Denn ich sage euch durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedermann unter euch, daß niemand weiter von sich halte, als sich's gebührt zu halten, sondern daß er von sich mäßig halte, ein jeglicher, nach dem Gott ausgeteilt hat das Maß des Glaubens.

Denn gleicherweise als wir in einem Leibe viele Glieder haben, aber alle Glieder nicht einerlei Geschäft haben,

also sind wir viele ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied,

und haben mancherlei Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist.

Hat jemand Weissagung, so sei sie dem Glauben gemäß. Hat jemand ein Amt, so warte er des Amts. Lehrt jemand, so warte er der Lehre.

Ermahnt jemand, so warte er des Ermahnens. Gibt jemand, so gebe er einfältig. Regiert jemand, so sei er sorgfältig. Übt jemand Barmherzigkeit, so tue er's mit Lust.

Die Liebe sei nicht falsch. Hasset das Arge, hanget dem Guten an.

10 Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.

11 Seid nicht träge in dem, was ihr tun sollt. Seid brünstig im Geiste. Schicket euch in die Zeit.

12 Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet.

13 Nehmet euch der Notdurft der Heiligen an. Herberget gern.

14 Segnet, die euch verfolgen; segnet und fluchet nicht.

15 Freut euch mit den Fröhlichen und weint mit den Weinenden.

16 Habt einerlei Sinn untereinander. Trachtet nicht nach hohen Dingen, sondern haltet euch herunter zu den Niedrigen.

17 Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Fleißigt euch der Ehrbarkeit gegen jedermann.

18 Ist es möglich, soviel an euch ist, so habt mit allen Menschen Frieden.

19 Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: "Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der HERR."

20 So nun deinen Feind hungert, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn. Wenn du das tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.

21 Laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.

13 Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.

Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.

Denn die Gewaltigen sind nicht den guten Werken, sondern den bösen zu fürchten. Willst du dich aber nicht fürchten vor der Obrigkeit, so tue Gutes, so wirst du Lob von ihr haben.

Denn sie ist Gottes Dienerin dir zu gut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst; sie ist Gottes Dienerin, eine Rächerin zur Strafe über den, der Böses tut.

Darum ist's not, untertan zu sein, nicht allein um der Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen.

Derhalben müßt ihr auch Schoß geben; denn sie sind Gottes Diener, die solchen Schutz handhaben.

So gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid: Schoß, dem der Schoß gebührt; Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.

Seid niemand nichts schuldig, als daß ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.

Denn was da gesagt ist: "Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis geben; dich soll nichts gelüsten", und so ein anderes Gebot mehr ist, das wird in diesen Worten zusammengefaßt: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst."

10 Denn Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung.

11 Und weil wir solches wissen, nämlich die Zeit, daß die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf (sintemal unser Heil jetzt näher ist, denn da wir gläubig wurden;

12 die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen): so lasset uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichtes.

13 Lasset uns ehrbar wandeln als am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Kammern und Unzucht, nicht in Hader und Neid;

14 sondern ziehet an den HERRN Jesus Christus und wartet des Leibes, doch also, daß er nicht geil werde.

Hat Gott sein Volk aufgegeben?

11 Heißt das etwa, dass Gott von seinem Volk nichts mehr wissen will? Davon kann keine Rede sein! Auch ich bin ja ein Israelit, ein Nachkomme von Abraham aus dem Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk, das er sich einmal erwählt hat, nicht aufgegeben. Oder habt ihr vergessen, was in der Heiligen Schrift berichtet wird? Elia beklagte sich bei Gott über Israel: »Herr, alle deine Propheten haben sie ermordet, und deine Altäre haben sie niedergerissen. Nur ich bin übrig geblieben, ich allein. Und nun trachten sie auch mir nach dem Leben!«[a]

Und was antwortete Gott damals? »Ich habe mir noch siebentausend Menschen übrig behalten, die nicht vor dem Götzen Baal auf die Knie gefallen sind.«[b] So war es damals, und so ist es auch noch heute. In seiner Gnade hat Gott einen Teil des Volkes Israel auserwählt und gerettet. Wenn das aber ein unverdientes Geschenk war, dann hatte es nichts mit eigenen Leistungen zu tun. Sonst wäre ja sein Geschenk nicht mehr unverdient.

Was heißt das also? Israel hat nicht erreicht, worum es sich mit aller Kraft bemühte. Das wurde nur einem kleinen, von Gott auserwählten Teil des Volkes geschenkt. Alle übrigen aber sind verhärtet und taub für Gottes Botschaft. Von ihnen sagt die Heilige Schrift: »Gott hat einen Geist über sie kommen lassen, der sie in tiefen Schlaf versetzt hat. Mit ihren Augen sehen sie nichts, mit ihren Ohren hören sie nichts – und das bis auf den heutigen Tag.«[c] Auch König David sagt: »Ihre Opferfeste sollen ihnen zu einer Falle werden, in der sie sich selbst fangen und der Strafe Gottes ausliefern. 10 Mach sie blind, damit sie nichts mehr sehen, und beuge für immer ihren Rücken unter der schweren Last[d]

Warnung vor Überheblichkeit

11 War es nun Gottes Absicht, dieses Volk fallen zu lassen, weil sie sich von Christus abgewandt haben?[e] Nie und nimmer! Weil das Volk Israel die rettende Botschaft abgelehnt hat, wurde der Weg bereitet, um den übrigen Völkern diese Botschaft zu bringen. Auf diese Weise wollte Gott sie eifersüchtig machen und dazu bewegen, dem Beispiel der anderen Völker zu folgen. 12 Bedenken wir aber, welchen Segen schon die ablehnende Haltung und die Schuld Israels allen anderen Völkern brachte, wie groß wird erst der Segen sein, wenn das ganze Israel für Christus gewonnen ist!

13 Denen von euch, die keine Juden sind, möchte ich sagen: Ich bin stolz darauf, dass Gott mich als Apostel gerade für die nichtjüdischen Völker berufen hat, um ihnen die rettende Botschaft zu verkünden. 14 Vielleicht eifern dadurch auch einige aus meinem Volk eurem Beispiel nach, so dass sie doch noch gerettet werden. 15 Denn kam es schon zur Versöhnung der Völker mit Gott, als er sich von Israel abwandte, wie herrlich muss es werden, wenn Gott sich seinem Volk wieder zuwendet! Dann werden die Toten zu neuem Leben erwachen. 16 Mit dem ersten Brot, das Gott zum Opfer gebracht wird, ist nämlich die ganze Ernte Gott geweiht; und sind die Wurzeln eines Baums gut,[f] dann sind es auch die Zweige.

17 Einige Zweige dieses Baums sind herausgebrochen worden. An ihrer Stelle wurdet ihr als Zweige eines wilden Ölbaums aufgepfropft. So lebt ihr von den Wurzeln und Säften des edlen Ölbaums. 18 Bildet euch aber deshalb nicht ein, besser als die herausgebrochenen Zweige zu sein! Denn nicht ihr tragt die Wurzel, sondern die Wurzel trägt euch.

19 Freilich könnte jemand einwenden: »Man hat die Zweige doch herausgebrochen, damit ich dort Platz habe.« 20 Das ist richtig, sie wurden herausgebrochen, weil sie nicht glaubten. Und ihr seid an ihrer Stelle, weil ihr glaubt. Seid deshalb aber nicht hochmütig, sondern passt auf, dass es euch nicht genauso ergeht[g]. 21 Denn hat Gott die Zweige des edlen Ölbaums nicht verschont, wird er euch erst recht nicht schonen.

22 Zweierlei sollt ihr daran erkennen: Gottes Güte und seine Strenge. Gottes Strenge seht ihr an denen, die ihm untreu geworden sind. Seine Güte aber gilt euch, wenn ihr euch immer auf sie verlasst. Sonst werdet auch ihr wie jene Zweige herausgebrochen. 23 Umgekehrt werden alle aus dem Volk Israel wieder eingepfropft, wenn sie den Glauben nicht länger ablehnen. Gott hat sehr wohl die Macht dazu. 24 Immerhin hat er euch als Zweige eines wilden Ölbaums dem edlen Ölbaum aufgepfropft, was sonst niemand tun würde. Wie viel mehr wird Gott bereit sein, die Juden als die herausgebrochenen Zweige wieder auf den Ölbaum zu pfropfen, auf den sie ursprünglich gehörten.

Gott hält seine Zusagen

25 Damit ihr das nicht falsch versteht und auf die Juden herabseht, liebe Brüder und Schwestern, möchte ich euch ein Geheimnis anvertrauen: Ein Teil des jüdischen Volkes ist verhärtet und verschlossen für die rettende Botschaft. Aber das wird nur so lange dauern, bis die volle Anzahl von Menschen aus den anderen Völkern den Weg zu Christus gefunden hat. 26 Wenn das geschehen ist, wird ganz Israel gerettet, so wie es in der Heiligen Schrift heißt: »Aus Zion wird der Retter kommen. Er wird die Nachkommen Jakobs von ihrer Gottlosigkeit befreien. 27 Und das ist der Bund, den ich, der Herr, mit ihnen schließe: Ich werde ihnen ihre Sünden vergeben.«[h]

28 Indem sie die rettende Botschaft ablehnen, sind viele Juden zu Feinden Gottes geworden. Aber gerade dadurch wurde für euch der Weg zu Christus frei. Doch Gott hält seine Zusagen, und weil er ihre Vorfahren erwählt hat, bleiben sie sein geliebtes Volk. 29 Denn Gott fordert weder seine Gaben zurück, noch widerruft er die Zusage, dass er jemanden auserwählt hat.

30 Früher habt ihr Gott nicht gehorcht. Aber weil die Juden Christus ablehnten, hat Gott euch seine Barmherzigkeit erfahren lassen. 31 Jetzt wollen die Juden nicht glauben, dass Gott durch Christus mit jedem Menschen barmherzig ist, obwohl sie es doch an euch sehen. Aber auch sie sollen schließlich Gottes Barmherzigkeit erfahren. 32 Denn Gott hat alle Menschen ihrem Unglauben überlassen, weil er allen seine Barmherzigkeit schenken will.

Gott ist unbegreiflich groß

33 Wie groß ist doch Gott! Wie unendlich sein Reichtum, seine Weisheit, wie tief seine Gedanken! Wie unbegreiflich für uns seine Entscheidungen[i] und wie undurchdringlich seine Pläne! 34 Denn »wer kann Gottes Absichten erkennen? Oder wer hat ihn je beraten?«[j]

35 »Wer hat Gott jemals etwas gegeben, das er nun von ihm zurückfordern könnte?«[k]

36 Denn alles kommt von ihm, alles lebt durch ihn, alles vollendet sich in ihm. Ihm gebühren Lob und Ehre in alle Ewigkeit! Amen.

Wie Christen leben und miteinander umgehen sollen (Kapitel 12,1–15,13)

Das ganze Leben – ein Gottesdienst

12 Weil ihr Gottes reiche Barmherzigkeit erfahren habt, fordere ich euch auf, liebe Brüder und Schwestern, euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung zu stellen. Seid ein lebendiges Opfer, das Gott dargebracht wird und ihm gefällt. Ihm auf diese Weise zu dienen ist der wahre Gottesdienst und die angemessene Antwort auf seine Liebe. Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt.

In der Vollmacht,[l] die mir Gott als Apostel gegeben hat, ermahne ich euch: Überschätzt euch nicht, sondern bleibt ehrlich und bescheiden im Urteil über euch selbst. Keiner von euch soll sich etwas anmaßen, was über die Kraft des Glaubens hinausgeht, die Gott ihm geschenkt hat.

Unser Körper besteht aus vielen Teilen, die ganz unterschiedliche Aufgaben haben. Ebenso ist es mit uns Christen. Gemeinsam bilden wir alle den Leib von Christus, und jeder Einzelne ist auf die anderen angewiesen.

Gott hat jedem von uns unterschiedliche Gaben geschenkt. Hat jemand die Gabe bekommen, in Gottes Auftrag prophetisch zu reden, dann muss dies mit der Lehre unseres Glaubens übereinstimmen. Wem Gott einen praktischen Dienst übertragen hat, der soll ihn gewissenhaft ausführen. Wer die Gemeinde im Glauben unterweist, soll diesem Auftrag gerecht werden. Wer andere ermahnen und ermutigen kann, der nutze diese Gabe. Wer Bedürftige unterstützt, soll das gerecht und unparteiisch tun. Wer eine Gemeinde zu leiten hat, der setze sich ganz für sie ein. Wer sich um Menschen in Not kümmert, der soll es gerne tun.

Ermutigung zu einem Leben aus Gottes Geist

Eure Liebe soll aufrichtig sein. Und wie ihr das Böse hassen müsst, sollt ihr das Gute lieben. 10 Seid in herzlicher Liebe miteinander verbunden, gegenseitige Achtung soll euer Zusammenleben bestimmen. 11 Bewältigt eure Aufgaben mit Fleiß und werdet nicht nachlässig. Lasst euch ganz von Gottes Geist durchdringen und dient Gott, dem Herrn. 12 Seid fröhlich in der Hoffnung darauf, dass Gott seine Zusagen erfüllt. Bleibt standhaft, wenn ihr verfolgt werdet. Und lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen.

13 Helft anderen Christen, die in Not geraten sind, und seid gastfreundlich! 14 Bittet Gott um seinen Segen für alle, die euch verfolgen, ja, segnet sie, anstatt sie zu verfluchen. 15 Freut euch mit den Fröhlichen! Weint aber auch mit den Trauernden! 16 Seid einmütig untereinander! Strebt nicht hoch hinaus und seid euch auch für geringe Aufgaben nicht zu schade[m]. Hütet euch davor, auf andere herabzusehen.

17 Vergeltet niemals Unrecht mit neuem Unrecht. Verhaltet euch gegenüber allen Menschen vorbildlich. 18 Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden. 19 Liebe Freunde, verschafft euch nicht selbst Recht. Überlasst vielmehr Gott das Urteil[n], denn er hat ja in der Heiligen Schrift gesagt: »Es ist meine Sache, Rache zu üben. Ich, der Herr, werde ihnen alles vergelten.«[o]

20 Handelt so, wie es die Heilige Schrift von euch verlangt: »Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen; ist er durstig, gib ihm zu trinken. So wirst du ihn beschämen.«[p] 21 Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute.

Der Christ und die staatliche Ordnung

13 Jeder soll sich den Behörden und Amtsträgern des Staates unterordnen. Denn es gibt keine staatliche Macht, die nicht von Gott kommt; jede ist von Gott eingesetzt. Wer sich also den Regierenden widersetzt, handelt gegen die von Gott gegebene Ordnung und wird dafür von ihm verurteilt werden.

Wer gut und richtig handelt, braucht die staatliche Macht ohnehin nicht zu fürchten; das muss nur, wer Böses tut. Wollt ihr also ohne Angst vor Bestrafung leben, dann tut, was richtig und gut ist, und euer Verhalten wird Anerkennung finden. Die Staatsgewalt steht im Dienst Gottes zum Nutzen jedes Einzelnen[q]. Wer aber Unrecht tut, muss sie fürchten, denn Gott hat ihr nicht ohne Grund die Macht übertragen, Strafen zu verhängen. Sie handelt im Auftrag Gottes, wenn sie unbestechlich alle bestraft, die Böses tun. Es sind also zwei Gründe, weshalb ihr euch der staatlichen Macht unterordnen müsst: zum einen, weil euch sonst das Urteil Gottes droht, zum andern, weil schon euer Gewissen euch dazu auffordert.

Die Vertreter des Staates üben ihren Dienst im Auftrag Gottes aus, deshalb zahlt ihr ja auch Steuern.[r] Gebt also jedem, was ihr ihm schuldig seid. Zahlt die Steuern, die man von euch verlangt, ebenso den Zoll. Unterstellt euch der staatlichen Macht und erweist denen, die Anspruch darauf haben, den notwendigen Respekt.[s]

Das wichtigste Gebot

Bleibt keinem etwas schuldig! Was ihr einander allerdings immer schuldet, ist Liebe. Wer nämlich seine Mitmenschen liebt, der hat Gottes Gesetz erfüllt. Die Gebote: »Du sollst nicht die Ehe brechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; begehre nicht, was anderen gehört«[t] und alle anderen Gebote sind in einem Satz zusammengefasst: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.«[u] 10 Denn wer seinen Mitmenschen liebt, tut ihm nichts Böses. So wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt.

Leben im Licht Gottes

11 Liebt also eure Mitmenschen, denn ihr wisst doch, dass es an der Zeit ist, aus aller Gleichgültigkeit aufzuwachen. Unserer endgültigen Erlösung sind wir jetzt näher als zu Beginn unseres Glaubens. 12 Bald ist die Nacht vorüber, und der Tag bricht an. Deshalb wollen wir uns von den Taten trennen, die zur Dunkelheit gehören, und uns stattdessen mit den Waffen des Lichts rüsten. 13 Lasst uns ein vorbildliches Leben führen, so wie es zum hellen Tag passt, ohne Fressgelage und Saufereien, ohne sexuelle Zügellosigkeit und Ausschweifungen, ohne Streit und Eifersucht. 14 Legt all das ab und zieht Jesus Christus wie ein neues Gewand an: Er soll der Herr eures Lebens sein. Darum passt auf, dass sich nicht alles um eure selbstsüchtigen Wünsche und Begierden dreht!

Footnotes

  1. 11,3 1. Könige 19,10
  2. 11,4 1. Könige 19,18
  3. 11,8 Jesaja 29,10; 5. Mose 29,3
  4. 11,10 Psalm 69,23‒24
  5. 11,11 Wörtlich: Ich sage nun: Sind sie etwa gestrauchelt, damit sie fallen sollten?
  6. 11,16 Wörtlich: Und wenn die Wurzel heilig ist. – Mit der »Wurzel« sind die von Gott erwählten Stammväter des Volkes Israel gemeint. Vgl. Kapitel 9,5.
  7. 11,20 Wörtlich: sondern fürchtet euch.
  8. 11,27 Jesaja 59,20‒21; Jeremia 31,34
  9. 11,33 Wörtlich: Gerichte.
  10. 11,34 Jesaja 40,13
  11. 11,35 Hiob 41,3
  12. 12,3 Wörtlich: Durch die Gnade.
  13. 12,16 Oder: und wendet euch Menschen zu, die von anderen verachtet werden.
  14. 12,19 Wörtlich: das Zorngericht.
  15. 12,19 5. Mose 32,35
  16. 12,20 Wörtlich: So wirst du glühende Kohlen auf sein Haupt häufen. – Vgl. Sprüche 25,21‒22.
  17. 13,4 Oder: im Dienst Gottes, um dich zum Tun des Guten anzuspornen.
  18. 13,6 Oder: Deshalb zahlt ihr ja auch Steuern. Denn die Beamten, die die Steuern einziehen, handeln im Auftrag Gottes / tun damit nur ihre Pflicht.
  19. 13,7 Wörtlich: Gebt allen, was ihnen gebührt: die Steuer, dem die Steuer, den Zoll, dem der Zoll, die Furcht, dem die Furcht, die Ehre, dem die Ehre gebührt!
  20. 13,9 2. Mose 20,13‒17
  21. 13,9 3. Mose 19,18